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10 Greenwashing Beispiele → falsche Fairsprechen

In Zeiten von Fridays for Future lohnt es sich für Unternehmen, sich ein grünes Image zu verpassen. Statt aber ernsthaft und vollständig umzudenken, greifen manche Konzerne gerne zum Pinsel und schwurbeln irgendwas von „Nachhaltigkeit hat für uns einen hohen Stellenwert“ zusammen. Sie verwenden Werbegeldern, um dem Konsumenten einzuhämmern, wie umweltfreundlich man doch ist, bis er das ungeprüft glaubt. Das ist Greenwashing! Wir klären hier über die Praktiken auf und zeigen die bekanntesten Greenwashing Beispiele.

Was ist Greenwashing?

Greenpeace hat dafür 4 Kriterien definiert. Greenwashing liegt vor, wenn…

  • Das Kerngeschäft an sich schon umweltschädlich ist (zum Beispiel Kreuzfahrten und die Kohle oder Mineralöl-Industrie)
  • mehr Geld für Werbung als für den Umweltschutz ausgegeben wird (zum Beispiel Krombacher Regenwaldkampagne)
  • Lobbyarbeit betrieben wird, um den Umweltschutz zu umgehen. Also mit der rechten Hand Umweltschutz vorgaukeln und gleichzeitig die Politik für das Gegenteil beeinflussen.
  • Mit Selbstverständlichkeiten geworben wird. Wenn zum Beispiel Auflagen oder Gesetze eingehalten werden, ist das kein grünes Handeln, sondern schlicht: Das Befolgen von Gesetzen (Zum Beispiel, wenn bald erste Unternehmen damit werben würden, ab 2021 auf Plastikstrohhalme zu verzichten)

In unseren Augen zählt es ebenso als Greenwashing, wenn mit einem ökologischen Vorteil geworben wird, aber um den zu erreichen, an anderer Stelle umweltschädlicher gearbeitet wird. (zum Beispiel Dentabs). Ebenso ist die Betonung auf Nachhaltigkeit, obwohl nur ein sogenanntes Leuchtturm-Produkt nachhaltig hergestellt wird, nichts anderes als Greenwashing

Feiner Unterschied: Während Greenwashing zwar eine Form der Verbrauchertäuschung ist, aber grundsätzlich nicht illegal ist, zählt eine Lüge als unlauterer Wettbewerb und ist verboten. Beispiel: Bio draufschreiben, obwohl es aus konventioneller Landwirtschaft stammt

Audiotipp!
Dagmar Selle vom Podcast „Green Deal“ hat sich mit mir zu dem Thema übrigens unterhalten. Die ganze Folge „Greenwashing – Wie grün sind Unternehmen wirklich?“ kannst Du hier anhören oder überall, wo es Podcasts gibt.

Frisch gewaschen! Aktuelle Greenwashing Beispiele 2023

Bevor wir zu den bekannten, fast schon berühmten Greenwashing Beispielen kommen, wollen wir uns die ganz frisch gewaschenen Kampagnen aus diesem Jahr anschauen.

McDonalds versinkt gar nicht „beautiful“ im Müll

Der Burgerbrater gibt sich als Kämpfer gegen Müllberge – gegen seine selbst produzierten Müllberge. Grundsätzlich ist das ja schön, aber wenn das Geschäftsmodell darin besteht, Fleisch aus fragwürdiger Herkunft einzeln in beschichtetes Papier einzuwickeln besteht, können wir nicht so ganz nachvollziehen, worin genau der Mehrwert für die Umwelt besteht.

Mit „I am beautiful“ wirbt McDonalds aktuell mit leeren Verpackungen und erzählt freudig erregt, wie viele Happy-Meal Bücher aus ollen Trinkbechern werden könnten, wie viel Plastik eingespart wird, wenn man die Mc Flurry Pampe in Pappe statt Plastik verkauft und so weiter. Es ist zwar löblich, dass sich der Fastfood Riese Gedanken um bessere Verpackung macht, wenn man dann aber betrachtet, dass der Konzern jährlich ca. 50.000 Tonnen (teilweise mit PFAS beschichtet) Verpackungsmüll in Umlauf bringt, klingt das irgendwie scheinheilig. Ein klares Bekenntnis zu Mehrwegverpackungen wäre ein wünschenswertes Ziel.

Nachhaltigkeit reduziert McDonalds fast vollständig auf das Thema Verpackungen. ABER: das macht gerade mal 4 % des gesamten CO₂ Ausstoßes aus. 89 % gehen auf das Konto der Landwirtschaft. (Quelle: McDonalds Nachhaltigkeitsbericht Seite 14)

Es ist nicht das erste Mal, dass McDonalds versucht, über das Thema Verpackungsmüll darüber hinwegzutäuschen, dass das gesamte Geschäftsmodell hochgradig umweltschädlich ist.

LIDL und die ökologischste Flasche unter den unökologischen

Mr „Vertrauenswürdig“ aka Günther Jauch erzählt etwas von der ökologischsten Flasche der Welt. Das muss den Konsumenten doch beeindrucken. Dazu noch ein griffiger, trendig grüner Name und tada: Die Kreislaufflasche. Die TV-Spots sind schneller wieder verschwunden, als Gemüse im Regal vergammeln kann.

Als Beleg soll eine Studie herhalten. Hier wird der Kreislaufflasche eine bessere CO₂-Bilanz bescheinigt, als Glasflaschen. Das Problem: Diese Studie wurde von LIDL selbst in Auftrag gegeben. Außerdem werden 10 Jahre alte Durchschnittswerte von Mehrwegflaschen verglichen. (Quelle: Deutsche Umwelthilfe)

Ein Mehrwegsystem ist gerade für Discounter teuer, aufwendig und genau deshalb möchte LIDL die Einwegflasche beibehalten – Der Umweltgedanke steht hier sicher nicht an erster Stelle. Greenpeace vermutet sogar, dass mit dieser Lobby-Kampagne ein Mehrweg-Gesetz verhindert werden soll – Das liegt in der EU nämlich schon fast fertig in der Schublade.

Weiterführende Informationen in der Sendung MARKT vom 15.05.2023, NDR

Das Märchen der Klimaneutralität

Mit DM hat es jetzt einen prominenten Vertreter getroffen: Aussagen wie klimaneutral oder umweltneutral sind irreführend und damit nicht zulässig, so das Landgericht Karlsruhe. DM ist hier aber nur stellvertretend zu sehen, schließlich kleben die Begriffe „klimaneutral“ und/oder „umweltneutral“ mittlerweile unzähligen Produkten. Aber zum ersten mal gab es eben rechtliche Konsequenzen.

Gemeint ist hier, dass die bei der Herstellung entstehenden CO₂ Emissionen durch die Unterstützung von Umweltprojekten kompensiert wird. Das Problem: Diese Projekte sind in der Regel zeitlich begrenzt und eine dauerhafte Kompensation findet nicht statt. Zudem suggeriert „klimaneutral“, dass die Herstellung bereits ohne Emissionen stattfindet. Kein Unternehmen der Welt kann gänzlich ohne CO₂ Ausstoß irgendetwas produzieren! (Quelle: Verbraucherschutzzentrale)

Bei all diesen Versprechungen auf der Verpackung sollten also direkt die Alarmglocken schrillen und man darf kritisch hinterfragen, was denn genau, wo und wodurch kompensiert wird.

Noch dreister war SHELL. Der Mineralölkonzern wollte uns 2022 doch tatsächlich erzählen, dass mit 1,1 Cent pro Liter das Tanken klimaneutral wird. Den Beitrag konnten Kunden freiwillig on top bezahlen und sich dabei so richtig dufte ökologisch fühlen. Wie das ganze kompensiert werden sollte, hat SHELL dann lieber gar nicht verraten. Laut Umweltbundesamt belaufen sich die Klimakosten 43 Mal höher. Diese Kampagne fanden viele Verbraucher so ungeheuerlich, dass SHELL 2022 den „Goldenen Geier“, ein Preis der Deutschen Umwelthilfe für die dreisteste Umweltlüge, erhalten hat.

Nikolase Kolorz hat sich in einem YouTube Video mit dem Thema auseinander gesetzt

Evergreens: Greenwashing Beispiele und Praktiken

Wir beginnen bei jüngeren Fällen von Greenwashing und arbeiten uns weiter zu Dauerbrennern und Siegeln. Wir empfehlen an dieser Stelle auch die ZDF-Doku „Grüne Versprechen – Wie Verbraucher getäuscht werden“ Dort wirst Du auch einige der hier beschriebenen Greenwashing Beispiele wieder finden.

Aldi vs. Plastik – 1 Cent für Obsttüten

Das ist ein dreister Fall von Greenwashing. Aldi gibt sich hier als Kämpfer gegen Plastik. Tatsächlich werden die wenigsten Kunden diesen Cent merken und entsprechend auch nicht auf die dünnen Tütchen. Es gelangt also keine einzige Plastiktüte weniger in Umlauf – Lenkungswirkung? Fehlanzeige. Das bedeutet: Aldi macht einen Cent mehr Reingewinn. Nur mal angenommen jeder der 46 Mio. Kunden würde eine Plastiktüte im Jahr kaufen, macht das knapp 500.000 Euro Reingewinn – Nur mit Plastiktüten. In Wahrheit dürften wohl deutlich mehr Knotentütchen herausgegeben werden. Zwar sind diese Tütchen mittlerweile aus Bioplastik, das ändert aber gar nichts.

Dass darüber hinaus ein Großteil des Aldi-Sortiments ohnehin in Plastik verpackt ist, lässt diese Aktion noch absurder aussehen.

Round Table for sustainable Palmoil.

PSPO Greenwashing2004 wurde der RSPO von Unilever und WWF ins Leben gerufen. Ziel ist unter anderem: „Einhaltung der Gesetze“ Allein dieses Ziel zeigt, wie „wertvoll“ der RSPO ist. Gesetze brechen ist strafbar – sich daranzuhalten ist also nicht nachhaltig, sondern es ist ganz banal „Sich an geltendes Recht halten“ Aber selbst das wird noch nicht mal konsequent umgesetzt. Bis Ende 2018 galt: Wer beispielsweise 20.000 Hektar Wald bewirtschaften (=vernichten) will, muss im Gegenzug 500 Hektar Regenwald schützen – Dann galt das Palmöl als „nachhaltig“. Spitzendeal – oder?

Mittlerweile sind Rodungen allerdings verboten, daran hält sich nur niemand. Der weltgrößte Palmölproduzent Wilmar International, ebenfalls Mitglied des RSPO, hat sich 2013 dazu verpflichtet, keinen Regenwald mehr zu roden – seine Zulieferer machen aber fröhlich weiter und haben erst kürzlich 70.000 Hektar Regenwald zerstört. Größter Kunde von Wilmar: Unilever. Gründungsmitglied des RSPO.

Während im Sommer 2019 die Welt auf die Waldbrände in Brasilien geschaut hat, wurde in Indonesien fast unbemerkt brandgerodet. Jetzt rate mal, wessen Zulieferer das waren? Bereits 2016 wurde der Zusammenhang zwischen Tropenwaldbränden und Palmöl gezielt verschleiert, wie Robin Wood berichtet.

Primark cares – really?

primark greenwashingDie erbärmlichen Versuche von Primark nachhaltig zu wirken, zählen zu den dreisteren Greenwashing-Beispielen. „Bei Primark findest Du jetzt immer mehr Mode aus nachhaltige Baumwolle“ So wirbt der Fashion-Discounter. Was beim Verbraucher hängen bleibt: „Primark hat jetzt nachhaltige Mode“ Was Primark tatsächlich macht: einige wenige Teile mit nachhaltiger Baumwolle zu produzieren. Es ist den unterbezahlten Näherinnen und Nähern aber völlig egal, ob die Baumwolle nachhaltig ist oder nicht. Hinzu kommt, dass nachhaltige Baumwolle nicht zwingend Bio ist.

Und selbst das, was dann noch übrig bleibt, hat nichts mit Nachhaltigkeit zu tun: Primark verarbeitet nämlich Baumwolle der Better Cotton Initiative, das selbst ein Greenwashing-Label ist. Dazu später mehr. Besonders dreist ist es dann von Primark das Design der VEJA Sneakers zu kopieren. Gefährlich, wenn der Verbraucher das verwechselt und dann mit gutem Gewissen glaubt, ein Super-Schnäppchen gemacht zu haben.

H&M Conscious Kollektion

H&M GreenwashingAuch hier möchten wir betonen, dass H&M bereits ein paar Hebel in die richtige Richtung umgestellt hat, aber noch lange nicht nachhaltig ist. So wirbt H&M damit, dass sie recycelte Materialien verwenden. Klingt toll – oder? Tatsächlich sind das gerade mal 0,2-0,6 % der gesamten Kollektion (Quelle: Handelsblatt.com) H&M betont, dass Kleidung maximal 20 % recycelte Fasern enthalten kann, weil sonst die Qualität leidet – Andere Herstellen beweisen allerdings das Gegenteil, Patagonia zum Beispiel, hier sind es 56 % und wir alle kennen die Qualität der Outdoormarke. Ebenso gibt es keinerlei Kriterien, wie die Partnerfabriken die Conscious Kollektion herstellen müssen.

Bis 2018 wollte H&M allein 850.000 ArbeiterInnen der Zulieferer existenzsichernde Löhne zahlen. Auch wenn sich der Modekonzern auch heute noch für sein Versprechen von 2013 feiert – gehalten hat er es nicht. Deshalb fordert die Kampagne für saubere Kleidung: Turn Around H&M!

H&M kommt auch in der aktuellen Folge der NDR Recherche Format „Dürfen die das?“ vor:

BCI: Grüne Sklavenarbeit

BCIDie Better Cotton Initiative ist ein Siegel für nachhaltige Baumwolle. Leider ist es nichts wert – also absolut nichts. Das Siegel ist mit 19 % Marktanteil der Liebling der Branche: Adidas, Mango, Ikea und H&M beziehen etwa Baumwolle mit dem BCI Label. Eigentlich möchte das Zertifikat sicherstellen, dass auf den Baumwollplantagen faire Arbeitsbedingungen, keine Sklaverei und keine Kinderarbeit stattfindet. Gehalten wird davon nichts, wie in der ZDF-Doku „Schmutzige Baumwolle“ belegt wird. Arbeitende Kinder in den Spinnereien, Sklaven auf den Feldern in Usbekistan.

Kein Hersteller möchte deshalb usbekische Baumwolle beziehen. Statt aber gegen die Verhältnisse dort vorzugehen, hat sich die Better Cotton Initiative dazu entschieden, die Baumwolle einfach um zu labeln. Das „Siegel“ ist so übel, dass sogar die Bundesregierung das Siegel aktuell einem erneuten Prüfungsprozess unterzieht (Quelle: Siegelklarheit.de). Deutlich besser und transparenter ist Cotton made in Africa

Delfin-freundlicher Thunfischfang

delfinfreundlicher fischfangIn den 80er-Jahren hatte man große Angst, dass Delfinfleisch in Thunfisch-Dosen steckt. Abgesehen davon, dass es für mich keinen Unterschied macht Delfin oder Kuh zu essen, werden Delfine eben deshalb „versehentlich“ gefangen, weil Thunfisch und Delfine eine Fresseinheit bilden. Das heißt in einem Thunfischschwarm sind immer auch Delfine, die gerade Jagd machen.

Man kann keinen Thunfisch fangen ohne Delfine zu schädigen!

Selbst wenn Hersteller garantieren, dass kein Delfinfleisch enthalten ist und beteuert „Delfin-freundliche“ Fangmethoden einzusetzen, so ist der Thunfischfang an sich schon, wie Peta treffend formuliert „so Delfin-freundlich wie eine Schiffsschraube“

MSC-Siegel für nachhaltigen Fischfang

MSC Greenwashing BeispielWir bleiben bei Fischen und kommen zu dem verlogensten Lebensmittelsiegel: MSC. Gegründet wurde die Organisation von WWF und (Tada!) Unilever. Und jetzt ratet mal, woran Unilever, die hinter Iglo stehen, noch mehr Interesse hat als an Umwelt- und Tierschutz? Genau: maximalen Gewinn. Allein eine einzige Tatsache führt das Siegel ad absurdum. Grundschleppnetze sind nämlich erlaubt. Also die Fangmethode, die den wertvollen Lebensraum am Meeresgrund rücksichtslos kaputt schreddert oder kurz: Die am wenigsten nachhaltige Fangmethode gilt beim MSC-Siegel als nachhaltiger Fischfang. Zwar wurden die Netze verbessert, dass sie den Meeresboden nicht ganz so schlimm beschädigen – Es bleibt aber Umweltzerstörung.

Überfischung und Beifang wird zwar geregelt, aber zahlreiche Fischereien geben einen feuchten Scheiß darauf und sind trotzdem MSC zertifiziert. So, dass sich sogar der WWF in Teilen von seinem eigenen Siegel distanziert. Erst 2016 wurde der Fang des Granatbarsches zertifiziert. Der Bestand dieser Tiefseefische ist in den vergangenen Jahren mehrfach kollabiert. 2015 waren mindestens 5 zertifizierte Fischarten stark bedroht
Aktuell steht das MSC-Siegel bestenfalls für nachhaltig zerstörten Lebensraum.
Immerhin hat man auf die Vorwürfe reagiert und umfassende Reformen angekündigt. Wir sind gespannt. Mehr zum Thema findest Du bei Greenpeace.de

Green Cruising

Green CruisingKreuzfahrten werden von vielen geliebt, aber von noch mehr Menschen gehasst. Sie steht als Symbol für umweltschädlichen Urlaub. Und die schwerölbetriebenen schwimmenden Hotels sind in der heutigen Zeit auch nichts, das man genießen sollte. Da ist es nur verständlich, dass Kreuzfahrtunternehmen alles dran setzen grüner zu werden. AIDA zum Beispiel wirbt bereits mit Green Cruising. Tatsächlich bezieht sich das auf eines von insgesamt 13 Schiffen in der Flotte. Bis 2023 sollen weitere 2 Schiffe mit LNG betrieben werden. Also 1/5 der Flotte.

Beim Verbraucher soll aber bewusst nur eines hängen bleiben: Aida Kreuzfahrten sind umweltfreundlich. Abgesehen davon, dass LNG zwar weniger Schadstoffe ausstößt, ist die Gewinnung, beispielsweise über Fracking, mehr als fragwürdig. Also von echtem „Green Cruising“ ist AIDA und die gesamte Branche noch See-meilenweit entfernt.

Auch der Einbau von Filteranlagen ist kein echtes Bestreben zu mehr Nachhaltigkeit: Das ist die Einhaltung der neuen Grenzwerte. Hinzu kommen Verschmutzungsprivilegien (zum Beispiel Biomüll und Fäkalien ins Meer leiten)

Auch mit sanftem Tourismus haben Kreuzfahrten nichts zu tun. Die regionale Wirtschaft in den Häfen hat nichts, absolut nichts von den einfallenden Tagestouristen, die auch weiterhin alles auf dem Schiff konsumieren und über den Reiseveranstalter buchen. Wir haben uns hier mit sanftem Tourismus genauer beschäftigt.

Bekanntestes Greenwashing Beispiel: Krombacher rettet den Regenwald

1 Kasten = 1 Quadratmeter, das war bis 2018 das Versprechen. Fakt ist, dass Krombacher seit 2002 4 Mio. Euro an einen Regenwaldfond (WWF)  gespendet hat. Das Geld wurde aber nicht, wie in der Kampagne versprochen zur Aufforstung bzw. verwendet, sondern Ranger in einem nordafrikanischen Nationalpark mit Equipment wie Geländewagen oder Funkgeräten ausgerüstet.

Die Intention war hier nicht den Regenwald zu retten, sondern Abverkauf. Die Privatbrauerei hat mehr für Marketing ausgegeben, als Gelder in den Regenwald gesteckt wurden. Konkret: Es wurden 0,3 % des Verkaufspreises an ein Regenwaldprojekt gespendet. Dagegen steht ein Umsatzplus von 8 % im ersten Jahr der Kampagne (Quelle: zeit.de) in absoluten Zahlen heißt das: 9 Mio. Euro Marketingbudget im Jahr 2002. An den WWF wurden 600.000 Euro gespendet. Das ist ein sogenanntes hartes Greenwashing Kriterium.
Selbst, wenn wir mal die Quadratmeter-Formel nehmen, wurden 97 Quadratkilometer Regenwald geschützt. Das entspricht 0,01 % des afrikanischen Regenwaldes.

Ähnliche Projekte haben Danone, Pampers, Haribo umgesetzt. Hier waren es soziale Projekte. Das Krombacher Regenwaldprojekt ist aber sicher das prominenteste Beispiel dafür. Gespendet wird bei solchen Aktionen immer weniger als 0,5 % des Umsatzes. Statt also ein teures Markenprodukt wegen so einem Versprechen zu unterstützen, kannst Du besser direkt an ein Projekt Deiner Wahl spenden.

ABER, auch das gehört zur Wahrheit: Krombacher hat seitdem immer weiter an seiner Nachhaltigkeitsstrategie gearbeitet. Das Regenwaldprojekt läuft seit 20 Jahren – man kann also durchaus von einem langfristigen Engagement sprechen. Ferner unterstützt Krombacher auch im heimischen Artenschutz (Krombachtal) und unterhält eine Nachhaltigkeitsakademie für Nachwuchskräfte. Im Detail nachzulesen im Factsheet.

Wir sehen die Kampagne von damals immer noch kritisch. Heute betreibt Krombacher allerdings kein Greenwashing und zeigt echtes Engagement.

Der WWF: Steigbügelhalter für Greenwashing?

Hier möchten wir jetzt nicht pauschal die Keule herausholen und auf den WWF einprügeln – Das hat er nämlich nicht verdient. Vielmehr wollen wir das etwas differenzierter betrachten. Der WWF versucht immer den Handel und die Industrie ins Boot zu holen. Das ist zwar grundsätzlich ein sinnvoller Weg, schließlich kann man hier eine sehr starke Hebelwirkung erzielen. Leider geht der WWF für unseren Geschmack oft zu stark auf die Industrie zu. Andererseits wäre es schlimmer, wenn die Unternehmen gar nichts in dieser Richtung unternehmen würden.

Der Verbraucher hat großes, teilweise blindes Vertrauen in den WWF und so greift er ohne zu hinterfragen zu Produkten mit dem berühmten Panda. Wir haben hier in der Liste allein 3 Greenwashing Beispiele, in denen der WWF verstrickt ist (MSC und Palmöl)
Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, bitte genauer hinzuschauen und zu hinterfragen, wenn Du irgendwo das WWF Label siehst. Interessant ist für Dich sicher die WDR Doku „Der Pakt mit dem Panda“

Ocean Plastic

Adidas Schuhe aus Plastik, das aus dem Ozean gefischt wird, eine Duschgel Tube aus Ocean Plastik – Das klingt toll, oder? Immer mehr Produkte tragen so ein selbst ausgedachtes Siegel. Tatsächlich ist es aufwendig und teuer, das Plastik aus unseren Weltmeeren zu recyceln: Mischgewebe, Sand, Kies, Muschelreste, Algen… Das alles muss getrennt werden, um daraus ein Produkt herstellen zu können. Das dürfte kaum wirtschaftlich sein. Fragt man bei den Unternehmen nach, wie hier die Kollegen von Report aus Mainz, erfährt man, dass es nicht wirklich Plastik aus dem Ozean ist, sondern von Stränden gesammelt ist und somit verhindert wird, dass es in den Ozean gelangt.

Das ist schön und gut, aber es ändert absolut nichts an den Plastikmassen in unseren Ozeanen, denn Müll einsammeln, ist nun mal einfach nur „Müll einsammeln“. Das Problem ist: Dem Verbraucher wird suggeriert, dass er mit dem Kauf eines solchen Produktes etwas für die Sauberkeit unserer Meere tut  – Nach dem Motto: „Je mehr Duschgel in Plastikflaschen, desto besser für den Ozean“

Ja, auch viele Fair Fashion Labels werben mit ähnlichen Versprechen, der Brillenhersteller MessyWeekend zum Beispiel verspricht gar nicht, dass seine Brillen aus Meeresplastik sind, sondern nur, dass er beim Kauf einen entsprechenden Anteil Plastik aus dem Meer fischt. Klingt ähnlich, ist aber transparent und nachvollziehbar. Das spanische Label Ecoalf, die das Thema vielleicht sogar als Erster aufgegriffen haben, berichten transparent, was sie unter „Upcycling the Oceans“ verstehen, So betreibt Ecoalf zwar einige Projekte, die auch wirklich alles aus dem Meer fischen – der Hauptbestandteil der Kollektion sind aber nur die aus dem Meer gefischte PET Flaschen.

Genaues Hinschauen ist also wichtig.

Greenwashing Beispiele: Unser Fazit

Wir haben hier 10 Greenwashing Beispiele erklärt, tatsächlich können wir die Liste unendlich weiterführen. Letztendlich ist Greenwashing überhaupt möglich, weil sich der Verbraucher oft nur oberflächlich damit beschäftigt. Dringt ein Öko-Buzzword in die Hirnwindungen vor, ist der Drops für viele gelutscht. Schließlich sucht der Verbraucher auch nur nach Gründen, warum er sein eigenes Verhalten nicht ändern muss. Da kommt dem ein oder anderen Greenwashing gerade gelegen.

Je aufgeklärter Verbraucher sind, je genauer wir hinschauen, desto schwerer wird es für Unternehmen sich grün zu waschen. Das geht dann so weit, bis es billiger ist echte grüne Maßnahmen zu ergreifen, als mit Milliardenschweren Werbebudgets so zu tun. Das Ganze könnt man durch Strafen beschleunigen – Ja wir meinen, dass es für Greenwashing Strafen geben muss. Dafür braucht es rechtsverbindliche Regeln, Greenpeace hat zwar Regeln vorgelegt, aber gefordert ist unsere Bundesregierung.

Kennst Du weitere Greenwashing Beispiele? Lasse uns gerne einen Kommentar da.

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21 Gedanken zu „10 Greenwashing Beispiele → falsche Fairsprechen“

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  6. Sehr geehrter Herr Schrage,

    „1 Kasten = 1 Quadratmeter, das war bis 2018 das Versprechen. Fakt ist, dass Krombacher seit 2002 4 Mio. Euro an einen Regenwaldfond (WWF) gespendet hat. Das Geld wurde aber nicht, wie in der Kampagne versprochen zur Aufforstung bzw. verwendet, sondern Ranger in einem nordafrikanischen Nationalpark mit Equipment wie Geländewagen oder Funkgeräten ausgerüstet.

    Die Intention war hier nicht den Regenwald zu retten, sondern Abverkauf. Die Privatbrauerei hat mehr für Marketing ausgegeben, als Gelder in den Regenwald gesteckt wurden. Konkret: Es wurden 0,3 % des Verkaufspreises an ein Regenwaldprojekt gespendet. Dagegen steht ein Umsatz Plus von 8 % im ersten Jahr der Kampagne (Quelle: zeit.de) In absoluten Zahlen heißt das: 9 Mio. Euro Marketingbudget im Jahr 2002. An den WWF wurden 600.000 Euro gespendet. Das ist ein sogenanntes hartes Greenwashing Kriterium.
    Selbst, wenn wir mal die Quadratmeter-Formel nehmen, wurden 97 Quadratkilometer Regenwald geschützt. Das entspricht 0,01 % des afrikanischen Regenwaldes.“

    WO ist denn hier bitte das Problem, das echte, verwerfliche Greenwashing? Ranger mit moderner Ausrüstung auszustatten ist beispielsweise oft häufig effektiver, um Regenwald und Wildtiere zu schützen, als irgendwo ein paar Baumsetzlinge zu pflanzen, um das Gewissen von Gesinnungsethikern zu beruhigen. In der Summe hat die Brauerei tatsächlich einen nicht geringen Nutzen für den Umweltschutz bewirkt, das wird ihr mittlerweile auch bestätigt. Ihr abzustreiten, dass sie Umsatz und Gewinn in einem hart umkämpften Wettbewerb erzielen muss, ja das ihr primäres Ziel als Unternehmen ist, offenbart ein groteskes Unverständnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen. Was Sie hier (ich beziehe mich allein auf dieses Beispiel) machen, ist übelstes Moralisieren ohne jeden Bezug zur Realität. Sie schaden damit der Sache deutlich mehr als Sie ihr nutzen!

    1. Danke für Ihren Kommentar.
      Gemäß der Kriterien von Greenpeace ist das Regenwald-Projekt Greenwashing – Das haben nicht wir uns ausgedacht. Hier wurde mehr Geld für Werbung ausgegeben, als dem Umweltschutz zugutekam. Hinzu kommt, dass das Werbeversprechen irreführend war. Der Verbraucher dachte, er „vergrößert“ den Regenwald. Dazu gibt es sogar ein Urteil des LG Hamm. https://www.horizont.net/marketing/nachrichten/-Krombacher-unterliegt-mit-Regenwald-Projekt-erneut-vor-Gericht-47770
      Gegen das Projekt an sich gibt es nichts einzuwenden – aber es wurde so nie kommuniziert, weil sich „1 Kasten = 1 Quadratmeter“ einfach überzeugender verkauft als „1 Kasten = irgendeine Maßnahme im Regenwald“ und genau das ist eben Greenwashing.

  7. Hallo,
    vielen Dank für diesen interessanten Artikel!
    Greenwashing macht es wirklich schwer für uns Konsumenten :(. Viele verlieren auch das Vertrauen in wirklich nachhaltige Produkte oder Dienstleistungen…

    Hoffen wir mal, dass der Markt entsprechen reagiert – also, wir immer mehr wirklich nachhaltige Produkte nachfragen und die Firmen entsprechende Angebote liefern müssen.

    Liebe Grüße
    Barbara

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  9. Die Firma John , Spielwaren und Platikbälle, 83395 Freilassing wirbt
    mit -nachhaltigen und verantwortungsbewussten Umgang von Ressourcen-
    in Form von WE CARE Siegel..
    Passt für mich überhaupt nicht.

    1. Hallo Elke,
      danke für Deinen Kommentar. Wir schauen uns das gerne mal genauer an. Aber auf den ersten Blick fällt schon mal auf, dass „WE CARE“ kein Siegel ist, sondern nur von der Firma für nachhaltigere Produkte verwendet wird. Generell stimmt das schon: Die Bälle bestehen immerhin zur Hälfte aus Bioplastik und die Zelte auf recyceltem PET.
      Wir halten es aber für suboptimal 50% herkömmliches Plastik zu verwenden – Denn am Ende ist das Produkt dann doch alles Restmüll.

      Wir sind unschlüssig: Richtig krasses Greenwashing ist es denke ich nicht. Lupenrein aber auch nicht.

  10. bin grad auf ein produkt von Heidelberger Zement gestoßen das meiner Ansicht nach greenwashing begtreibt. die behaupten sie würden mit Ecocrete mind. 30 % Co2 einsparen
    oder mind. 10 % Recycling Material einsetzen. Das sind bitte 2 voneinander völlig unabhängige Paar Schuhe – weil der Einsatz von Recycling Magterial weder Zement noch CO2 spart sondern bestenfalls Sand. Das ist auch gut – hat aber nix mit CO2 Reduktion zu tun.

    im Folder in dem Eco-crete beworben wird ist kein einziges belastbares Argument zu sehen welchen CO2 Einsparungen belegt.
    Sie nutzen Recyclat – das ist gut und spart Sand (der auch immer knapper wird aber nix mit CO2 Einsparung zu tun hat)
    sie nutzen – wo möglich – Brauchwasser statt Frischwasser – das ist auch gut
    sie vermeiden Deponieabfällt – das ist auch gut
    sie nutzen 100 % Öko Strom – das ist auch gut
    aber nix davon lässt auf CO2 Einsparung schließen.
    Weil nicht mal der Einsatz von Recyclat – das ist geschredderter Altbeton – spart Zement sondern dieser wird als Ersatz für Sand genommen.
    Das ist meiner Ansicht nach ein typisches Beispiel für greenwashing mit einem Produkt wie Beton. Beton enthält zumindest 40 % Zement. Und Zement ist nach Aluminium der 2-grlößte industrielle Emittent von CO2. Und genau dieses CO2 ist ursächlich für den Klimawanden verantwrotlich.

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