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Was ist nachhaltige Kleidung?

Immer mehr Verbrauchern ist es wichtig, wie Mode hergestellt wird und welche Umwelteinflüsse sie hat – Da ist es für viele Marken verlockend, sich ein grünes Image zu geben – Fair Fashion ist das aber noch lange nicht.  Aber woran erkennt man nachhaltige Kleidung? Wir klären auf! Und natürlich stellen wir Dir auch einige Onlineshops für Fairtrade Kleidung vor.

Woran erkennt man nachhaltige Kleidung?

In aller Kürze – Darauf kommt es bei nachhaltiger Mode an:

  • Nachhaltige Materialien (Naturmaterialien oder Recyclingmaterial, möglichst plastikfrei)
  • Faire Arbeitsbedingungen in der gesamten Lieferkette
  • Verantwortungsbewusster Umgang mit Ressourcen
  • Keine Verwendung von bedenklichen Chemikalien
  • Idealerweise: Unabhängige Siegel (z.B:: Fairtrade, GOTS…) oder Mitgliedschaften (z.B: Fair Wear Foundation)

Hintergrund: Die Modebranche zählt zu den fünf Umwelt-schädlichsten Industrien.


CO₂-Emissionen:
Die Modeindustrie verursacht rund 4–10 % der weltweiten CO₂-Emissionen – mehr als internationale Flüge und die Schifffahrt zusammen.
(Quelle: UNEP, Ellen MacArthur Foundation)

Wasserverbrauch:
Für die Herstellung etwa einer Jeans werden ca. 7.500 Liter Wasser benötigt – das entspricht etwa 50 Badewannen.
(Quelle: WWF)

Mikroplastik:
Synthetische Kleidung ist für etwa 35 % der weltweiten Mikroplastikverschmutzung in den Meeren verantwortlich.
(Quelle: IUCN)

Chemikalieneinsatz:
In der Textilproduktion kommen rund 3.500 verschiedene Chemikalien zum Einsatz, viele davon sind giftig oder gesundheitsschädlich.
(Quelle: Greenpeace)

Müllproblem:
Weltweit werden jährlich über 92 Millionen Tonnen Textilmüll produziert. Ein Großteil davon wird verbrannt oder landet auf Deponien.
(Quelle: Ellen MacArthur Foundation)

Fast Fashion:
Modekonzerne bringen heute bis zu 52 Kollektionen pro Jahr heraus – früher waren es 2–4. Das fördert Überproduktion und Wegwerfmentalität.
(Quelle: McKinsey)

An diesen Siegel erkennst Du nachhaltige Kleidung:

Die gängigsten Siegel für nachhaltige Kleidung möchten wir hier kurz vorstellen. Dabei haben wir uns auf die Siegel konzentriert, die die gesamte Wertschöpfungskette zertifizieren. Rohstoffsiegel wie Cotton Made in Africa, Better Cotton Initiative oder Fairtrade Cotton, haben ihren Schwerpunkt in der Landwirtschaft und kontrollieren auch nur den Baumwollanbau. In diesem Artikel haben wir die Unterschiede zwischen CmiA und BCI genauer erläutert.

fairtrade textile production

Fairtrade Textile Production

Das ist wohl bekannteste Logo, auch wenn es viele wohl eher von Lebensmitteln kennen. Aber das Fairtrade Certified Cotton Siegel gibt es bereits seit 2005 und stand ursprünglich nur für die faire Produktion von Baumwolle. Seit 2016 gilt der neue Standard, der die gesamte Lieferkette berücksichtigt und ist damit ganz klar ein Label für Fairtrade Kleidung. Das heißt aber auch, dass man genau hinschauen muss, ob es „nur“ Certified Cotton ist oder „Fairtrade – Textile Production“ fairtrade-deutschland.de


global organic textile standard

Global Organic Textile Standard (GOTS)

Wer sich mit nachhaltiger Kleidung beschäftigt, hat das Logo sicher schon gesehen und es gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das ist großartig, da sehr strenge Standards für Naturtextilien gelten. Das heißt, nur Kleidung aus Naturfasern und Recycling-Fasern erhält das GOTS Siegel. Auch hier wird der gesamte Herstellungsprozess bewertet. Mittlerweile gibt es das Siegel auch teilweise auf Kleidung bei Edeka, DM oder Lidl ebenso wie bei Pionieren wie Living Crafts, Armedangels oder hessnatur. Das GOTS Label ist aktuell das am stärksten vertretene Siegel für nachhaltige Kleidung Global-standard.org


ivn best

IVN Best

Das IVN Best Siegel wird wie das GOTS Siegel vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft e. V. vergeben. Während GOTS die Mindestanforderungen erfüllt, ist das IVN Best Siegel das aktuell strengste Siegel am Markt. Man findet es aber leider selten. Hinter dem Siegel steckt der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft e.V. bei dem zum Beispiel auch Wunderwerk, Trautwein und hessnatur Mitglied sind. Naturtextil.de


Fair Wear Foundation

80 Unternehmen sind Mitglied in der FWF, die für bessere Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie kämpft. Es handelt sich hier nicht um Siegel im eigentlichen Sinne. Mitglieder verpflichten sich, Sozialstandards einzuhalten. Über ein Scoringsystem vergibt die FWF Punkte und die Unternehmen erlagen dann einen Status „Good“ oder den höchsten Status „Leader“. Die Berichte werden auf fairwear.org veröffentlicht. Im Fokus steht ausschließlich die Herstellung, nicht aber der Rohstoff, deshalb wird das Logo der Fair Wear Foundation auch oft in Kombination mit anderen Siegeln.


OEKO TEX Made in Green

OEKO-TEX Made in Green

Dahinter steht ein Zusammenschluss von Textilforschungs- und Prüfinstituten. Das Siegel garantiert gift- und schadstofffreie Produktion unter Berücksichtigung von Sozialstandards. Der Schwerpunkt liegt auf der Verarbeitung der Textilien, nicht aber auf der Herkunft des Rohstoffs. Das Made by Green Siegel ist eine Kombination aus Standard 100 by OEKO-TEX® und der Prozessprüfung STEP by OEKO-TEX® Die man auch einzeln auf manchen Produkten finden kann. Oeko-tex.com


Cradle to Cradle Logo

Cradle to Cradle

Der Fokus des Cradle to Cradle Products Innovation Instituts liegt auf der Kreislaufwirtschaft und deren nachhaltigen Gestaltung. Die Mindestanforderung für das Basic Siegel sieht vor, dass nur zugelassene Chemikalien verwendet werden. Ferner müssen Maßnahmen zu Ressourcenmanagement ergriffen und der Stromverbrauch muss offengelegt werden. Die Lizenznehmer verpflichten sich Sozialstandards einzuhalten. Strenger sind dann die Kriterien für die Labels Bronze, Silber, Gold und Platin. c2c-ev.de




Zusammenfassend kann man also sagen, es gibt gute Siegel, an denen man sich orientieren kann, aber sie befreien uns nicht von einem bewussten Hinterfragen. Auch deshalb verlassen sich einige Hersteller nicht auf ein einziges Siegel, sondern sind gleich mehrfach zertifiziert. Eine schöne Infografik zu Siegeln in der Textilwirtschaft findest Du hier.

Was ist das Greenpeace Detox Abkommen?

Zusammen mit großen Modemarken hat Greenpeace 2011 die Kampagne Detox* entwickelt. Bereits 79 Modemarken haben sich verpflichtet bis 2020 Schadstoffe durch ungefährliche Substanzen zu ersetzen, darunter Marken wie H&M, Adidas und sogar Aldi. Anders als bei Scheinbekenntnissen und Selbstauflagen einiger Branchen kontrolliert Greenpeace den Fortschritt regelmäßig. Aber: Es geht hierbei ausschließlich um das Gift in der Kleidung. Andere Aspekte der Nachhaltigkeit werden hier nicht bewertet.

Wo kann ich nachhaltige Kleidung kaufen?

Schlechte Nachrichten für Freunde des Einkaufsbummels. Bei den großen Modeketten findet man sehr vereinzelt nachhaltige Kleidung. P&C führt mittlerweile vereinzelt nachhaltige Kleidung und hat in Berlin immerhin einen eigenen Conscious Store eröffnet – Bei Galeria findest Du dagegen gar keine fairen Labels. Breuninger führt auch bereits einige nachhaltigen Modemarken. Einige Labels haben eigene Shops, wie zum Beispiel Trigema auch Greenality betreibt Shops in Stuttgart und Hannover, EKN Footwear* in Frankfurt (Main) und LOVECO in Berlin, um nur einige zu nennen. Natürlich gibt es überall kleine Läden, die sich auf nachhaltige Kleidung spezialisiert haben, dafür einfach mal die Augen offen halten.

Online empfehlen wir Dir besonders diese Shops:

Das Image von Ökomode aus den 80ern ist lange überholt. Viele junge und frische Hersteller von Fairtrade Kleidung beweisen in ihren Kollektionen, dass nachhaltige Mode nicht langweilig sein muss. In unserer Bestenliste stellen wir einige Fair Fashion Marken vor.

Wie gut ist Made in Europe?

Made in Bangladesch = Bäh! Made in Europe = Yeah! Das hat sich in unser Bewusstsein eingebrannt und das nutzen zum Beispiel H&M, Zara, Esprit und andere aus – Sie lassen in Serbien produzieren. Die Lücke zwischen gesetzlichem Mindestlohn und Existenzlohn ist in Südost-Europa aber am höchsten. Serbien, Mazedonien, Rumänien und in der Ukraine verdienen die Arbeiter gerade mal 14 % von dem, was sie eigentlich zum Leben bräuchten, oft wird aber noch nicht mal der Mindestlohn bezahlt. In Bangladesch sind es immerhin 19 % in Indien 26 % und in Malaysia sogar 54 %. Kroatien führt in Südost Europa mit gerade mal 36 % – Das hat mit Fairtrade Kleidung nichts zu tun.

Dass selbst 54 % nicht das Ziel sein kann, ist wohl jedem klar – Aber es zeigt doch eindeutig, dass Made in Europe erst mal überhaupt nichts über faire Arbeitsbedingungen aussagt. Und so kostet die 100 € Bluse in der Herstellung gerade mal zwischen 3 und 6 Euro, Hauptsache der Kunde glaubt, dass bei Made in Europe alles fair abläuft.  Die Clean Clothes Campaign setzt sich weltweit für eine faire Bezahlung in der Textilindustrie ein (mehr Informationen findest Du auf saubere-kleidung.de)

Wir haben uns mit dem Thema „Wie fair ist Faschion Made in Europe“ bereits ausführlich beschäftigt.

Achtung Greenwashing!

C&A wirbt mit #WearTheChange, H&M hat seine Conscious-Kollektion, Primark erzählt was von „nachhaltiger Baumwolle“- aber Biobaumwolle allein ist nur die halbe Miete. Bioklamotten sind nicht automatisch auch Fairtrade Kleidung. Auch wenn wir uns grundsätzlich über jede Bio-Kollektion freuen, sollte die Lieferkette immer transparent und nachhaltig sein und das machen andere Marken deutlich besser. Den Näherinnen und Nähern ist es nämlich vollkommen egal, welches Material sie unter unwürdigen Bedingungen für ein paar lausige Krümel verarbeiten. Während C&A vieles richtig macht, haben andere Modeketten noch sehr viel zu tun. Greenwashing nennt man das, was Primark und Co. hier veranstalten.

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2 Gedanken zu „Was ist nachhaltige Kleidung?“

  1. Pingback: Slow Fashion – wie erkenne ich fair produzierte Mode? - leachristina.com

  2. Pingback: Die Umwelt schützen, als Schüler?

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