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Nachhaltigkeit bei Tchibo | Wie gut ist gut gemacht?

Tchibo ist eines der größten deutschen Unternehmen. Längst gibt es da weit mehr als Kaffee. Von Mode und Sportartikel über Spielzeug, Haushaltsartikel, Accessoires bis hin zu Mobilfunk und Reisen findet man alles in den Stores oder im Onlineshop. Aber wie sieht es mit Fairtrade, Bio und Nachhaltigkeit aus? Nachdem wir uns C&A #WearTheChange schon genauer angeschaut haben, beleuchten wir heute ein weiteres deutsches Traditionsunternehmen. Wie gut ist gut gemacht? Und wie steht es um die Nachhaltigkeit bei Tchibo? Greenwashing oder ehrlicher Wille, fair zu werden?

Tchibo und Nachhaltigkeit

Pauschal kann man das gar bei einem Händler, der so viele unterschiedliche Warengruppen verkauft, gar nicht beantworten. Also schauen wir uns mal die einzelnen Bereiche an und gehen der Frage nach: Wie viel Nachhaltigkeit steckt im Tchibo Sortiment?

Wer steckt eigentlich hinter Tchibo?

Werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf das Unternehmen selbst. Tchibo immer noch vollständig in Besitz der Familie Herz. Als Holding steht über Tchibo die Maxingvest AG (Gründer: Max und Inge Herz). Während Tchibo zu 100 % der Holding gehört, hält Maxingvest auch 50 % an Beiersdorf.
Weltweit arbeiten 11.850 Menschen für Tchibo, davon 7.700 in Deutschland. Im letzten Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 3,1 Mrd. Euro – etwas weniger als 2017 (Quelle: neuhandeln.de). Von den 620 Filialen betreibt das Unternehmen 350 in Deutschland.
Interessant ist auch, dass Tchibo einer der ersten Anbieter von Ökostrom war. 2015 wurde die Sparte an Lichtblick verkauft.
2013 erhielt das Unternehmen den CSR-Preis der Bundesregierung.

Soviel zu den Eckdaten über Tchibo und Nachhaltigkeit, möchten wir uns jetzt das Sortiment genauer anschauen.

Der Kaffee

Kaffee verbinden wohl die meisten mit Tchibo – Schließlich hat damit alles angefangen.

Die „Basis-Sorten“ Feine Milde, der Herzhafte, Beste Bohne, Sana, Black&White sind weder Bio noch Fairtrade.
Andere Sorten hingegen sind Fairtrade oder Rainforest Alliance zertifiziert. Darunter auch einige Bio-Sorten, wobei die Kriterien der Rainforest Alliance (mittlerweile zusammen geschlossen mit UTZ) schwächer als Fairtrade sind.
Bei den Länderkaffees, die unter dem Label Qbo Premium laufen, bekommt man sogar eine Beschreibung der jeweiligen Region und der Plantage. Diese Sorten gibt es als Ganze Bohnen, sind also nicht nur für die Qbo Maschine.

Der Kaffee stammt aus Honduras, Guatemala, Kolumbien, Kenia, Tansania, Vietnam und Papua-Neuguinea. Neben Kaffeeanbau unterstützt Tchibo auch Aufforstung und soziale Projekte.
Unter Joint Forces® unterstützt Tchibo Kleinbauern bei Themen, wie Effizienzsteigerung, Qualität, Bildung und Kinderbetreuung. Am Ende steht das Ziel, die Kriterien der entsprechenden Zertifikate (Fairtrade, Rainforest Alliance oder EU-Öko) zu erfüllen. Damit unterscheidet sich Joint Forces® ganz wesentlich vom Nescafé Plan, der ein in sich geschlossenes – nicht transparentes System ist.

>>> zu den Tchibo Kaffeewelten*

Tchibo Kapselkaffee

Bei den Kaffeeautomaten Qbo und Cafissimo handelt es sich um Kapselkaffee. Anders als bei Nespresso sind alle Kapseln mit Fairtrade oder Rainforest Alliance Kaffee gefüllt.

Aber trotzdem muss sich auch Tchibo den Vorwurf, mit dem Müll gefallen lassen. Die Qbo Würfel bestehen aus 100 % recycelbarem Kunststoff. Damit gehören sie in den Gelben Sack, da sie aber sehr klein sind, kann nicht gewährleistet werden, dass die vollständig recycelt werden – Dafür gibt es einen Qbo Beutel, in dem man die Kapseln sammelt und dann im Gelben Sack entsorgt.
Das ist zwar besser als die Alukapseln von Nestlé, dennoch ist es unnötiger Müll. Wir halten Kapselkaffee für die schlechteste und umweltfeindliche Form des Kaffee-Genusses. Egal von welchem Hersteller.

Fazit: Es geht besser, aber auch sehr viel schlechter. Wenn Du es fairer magst, findet Du in unserer Bestenliste Fairtrade und Bio-Kaffees

Nachhaltige Mode bei Tchibo

Grüner KnopfTchibo hat den grünen Knopf. Damit erfüllt Mode von TCM die Nachhaltigkeitskriterien des BMZ. Zwar trägt noch nicht jedes Kleidungsstück den grünen Knopf, das liegt aber wohl daran, dass das noch sehr neu ist. Schließlich bekommen Unternehmen, dass das Zertifikat nur, wenn die gesamte Kollektion nachhaltig produziert wird und nicht nur einzelne Produkte. Wir können also davon ausgehen, dass in Kürze nur noch zertifizierte Kleidung zu kaufen ist. Trotzdem können wir auch davon ausgehen, dass auch diese „alten“ Teile nicht unfair hergestellt wurden, sonst hätte man die Kriterien des Grünen Kopfes nicht erfüllt.
Beim grünen Knopf wird allerdings nicht die Baumwolle bewertet. Trotzdem verwendet Tchibo unabhängig zertifizierte Bio-Biobaumwolle (GOTS, OCS) oder zumindest nachhaltige Baumwolle von Cotton Made in Africa.

Neben Baumwolle setzt Tchibo aber auch auf Tencel (Holzfaser), Lenzing Modal (Buchenholzfaser) und auf Recyclingmaterial (vor allem bei Sportbekleidung).
Leder wird generell chromfrei gegerbt und Echt-Pelz wird prinzipiell nicht verwendet.
Tchibo hat 2015 auch das Detox-Abkommen von Greenpeace unterzeichnet

Fazit: Alle nachhaltigen Produkte sind mit dem Label „Gut gemacht“ gekennzeichnet. Das ist schön einfach – etwas zu einfach für unseren Geschmack. Tchibo ist nämlich nicht immer transparent. So findet man das „Gut gemacht“-Label auf GOTS und/oder grüner Knopf zertifizierten Artikeln, genauso wie auf einem Pullover, von dem lediglich bekannt ist, dass er aus Bio-Baumwolle besteht. Tchibo sagt also „Vertraut uns einfach – das stimmt schon so“ Wir halten das für gefährlich, weil es einen großen Unterschied macht, ob nur das Material Bio ist oder die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig ist. Hier würden wir uns deutlich mehr Transparenz wünschen, ebenso wie eine Filterfunktion.

Persönliche Erfahrung: Ich selbst habe mir einen Schlafanzug und Spannbettlaken bei Tchibo gekauft. Der Stoff ist sehr dünn und ich hatte schon nach kurzer Zeit Löcher in Schlafanzughose und im Bettlaken. Günstig ist ja schön, auch GOTS Baumwolle, aber Qualität ist eben auch ein wichtiges Nachhaltigkeits-Argument und hier konnte mich Tchibo nicht überzeugen.

Aber auch bei Mode und Textilien gilt: Es geht besser, aber auch sehr viel schlechter!

>>> Zu den Grüner Knopf zertifizierten Textilien*

Soweit so gut.

Nachhaltige Möbel?

Während Heimtextilien auch vom Grünen Knopf geprüft werden, gilt das für Möbel nicht. Garten- und Balkonmöbel* sind zwar aus FSC zertifizierten Holz, von allen anderen Möbeln wie beispielsweise Betten, Kommoden und Schränke würden wir nach aktuellem Stand eher abraten. Vereinzelt gibt es auch hier FSC Holz und auch Made in Germany – eine Filterfunktion existiert hier leider nicht. In diesem Bereich ist Nachhaltigkeit bei Tchibo nicht sehr transparent. Mehr Informationen über FSC Holz bei Tchibo findest Du hier*

Bessere Möbel findest Du in unserer Bestenliste: nachhaltige Möbel

Jede Menge Krempel: Dinge, die die Welt nicht braucht

Man darf nicht vergessen, dass der ganze Krimskrams und die vermeintlichen Helferlein einen großen Teil des Umsatzes ausmachen. Nachhaltig ist davon nichts. Kein Mensch brauche einen Kiwi Schäler, Eierköpfapparatur, einen Apfelschneider und auch keinen Keks Roller. Auch bei Deko-Gebimmel und Gebommel bekomme ich persönlich schon Schüttel Anfälle, aber das ist ja jedem selbst überlassen. Kann man auch gut im Laden stehen lassen!

Blumen von Blume2000

Tchibo arbeitet in diesem Bereich mit Blume 2000 zusammen, die auch die gesamte Logistik und Kaufabwicklung übernehmen. Als Mann verstehe ich noch nicht einmal ansatzweise den Sinn von Schnittblumen, aber auch unter dem Nachhaltigkeitsaspekt halten wir Schnittblumen für nicht gut, allein schon wegen der Pestizide – Die sind schon bei Lebensmittel nicht schön, aber für Dekokram schlicht unnötig.
Wenn man aber unbedingt Blumen kaufen will, dann ist Blume 2000 gar nicht mal so schlecht. 50 % des Blumen- und Pflanzensortiments stammen aus nachhaltigem Anbau. Konkret heißt das: Fairtrade und / oder MPS Zertifikat. Letzteres wird von der niederländischen Stiftung Fair Flowers Fair Plants vergeben. Leider und das zieht sich offensichtlich wie ein roter Faden durch diesen Artikel: Es gibt keine Filtereinstellungen dafür.

Reisen

Tchibo ist kein Reiseveranstalter, vielmehr handelt es sich um ein Onlinereisebüro wie zum Beispiel weg.de oder ab-in-den-Urlaub und damit nicht nachhaltiger als andere Vermittler aber auch nicht schlechter. Schade, dass nicht wenigstens ein paar Reiseveranstalter mit dem Tourcert Siegel im Katalog sind aber immerhin kann man jede Reise direkt bei der Buchung mit Atmosfair kompensieren. Mehr über sanften Tourismus erfährst Du in unserem Beitrag über nachhaltigen Urlaub.

Mobilfunk

Tchibo Mobil ist ein Joint Venture mit Telefónica Germany (O2) und ist damit nicht mehr oder weniger nachhaltig als alle anderen Anbieter. Ein nachhaltiges Konzept wie bei goood.de oder WEtell* existiert nicht, da es sich genau wie bei Aldi Talk um eine Discount-Marke handelt, bei der der Preis das einzige Kaufargument ist.

Spielzeug

Bei Spielzeug verkauft Tchibo keine eigenen, sondern nur Partnerprodukte. Darunter Holzspielzeug von Pinolino.  Sonst findet man hier Plüschtiere mit LED Leuchten, Plastikspielzeug von Anbietern wie Lego und Revell. Wir können hier kein wirklich nachhaltiges Sortiment erkennen. Stattdessen empfehlen wir unsere Bestenliste für nachhaltiges Spielzeug

Das NDR Rechercheformat „Dürfen die das?“ hat sich in einer Folge auch mit Tchibo beschäftigt.

Nachhaltigkeit bei Tchibo: Unser Fazit

Tchibo ist auf dem Weg! Das Unternehmen gibt eine klare Vision und Marschrichtung für Nachhaltigkeit vor. Dass es sich dabei nicht nur um Lippenbekenntnisse handelt, wird durch die verschiedenen unabhängigen Zertifizierungen belegt. Dennoch gilt: Augen auf. Es ist definitiv nicht so, dass man blind alles kaufen kann. Zum einen gibt es auch echt nutzlose Artikel, zum anderen gilt etwa der grüne Knopf nur für Tchibo-Produkte im Textilsegment – Drittanbieter unterliegen den Kriterien nicht.
Das „Gut Gemacht“- Label würden wir uns transparenter wünschen und auch prominenter eingebaut, als ganz am Ende der Artikelbeschreibung.
Vor allem vermissen wir in allen Bereichen eine Filterfunktion. So ist es leider nicht möglich, gezielt nachhaltige Produkte zu kaufen. Das ist sehr schade, weil hier sehr viel Potenzial verschenkt wird und für Kunden besteht immer das Risiko das falsche Produkt zu kaufen.

Positiv sehen wir das Verpackungsmaterial, das zum großen Teil aus FSC Holz besteht und auch aus recyceltem Plastik.

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