Inhaltsverzeichnis
Das Fahrrad ist das umweltfreundlichste Verkehrsmittel – Keine Frage. Leider frisst die Herstellung ordentlich Ressourcen und die Lieferkette ist alles andere als nachhaltig. Kaum ein Markenhersteller bekennt sich eindeutig und verbindlich zu Nachhaltigkeit. Als Bike Enthusiast habe ich mich deshalb besonders gefreut als ich my Boo kennen gelernt habe: Das Bambusfahrrad aus Ghana. Wir erklären, warum das Bambusfahrrad von my Boo nachhaltiger ist als andere Fahrradhersteller und vermitteln Dir auch gerne direkt eine Probefahrt.
Das my Boo Bambusfahrrad: nachhaltig, sozial, einzigartig!
Die Bambusfahrräder von my Boo sind echte Hingucker. Ich persönlich finde sie wunderschön, man könnte auch sagen: richtig geile Bikes!
Das Herzstück ist der Rahmen aus dem Naturmaterial Bambus. Der wird in Ghana geerntet und auch dort direkt in Handarbeit zu Fahrradrahmen verarbeitet. Das ist nicht nur CO2-neutral, sondern jeder Rahmen ist nach 90 Stunden Handarbeit ein echtes Unikat. Stangenware gibt es woanders. Die Verbindungsstücke sind aus Hanfseilen und Bioharz. Die Arbeiter werden nicht nur fair bezahlt, sondern my Boo fördert gemeinsam mit dem Yonso Project Bildungsprojekte vor Ort.
My Boo Modelle
Aktuell gibt es 15 Modelle und 2 E-Bikes. Da ist für jeden was dabei vom Gravelbike und Rennrad über Mountainbike und Cyclocrosser bis hin zum Trekkingrad und Urban Bike.
Bambus – ein nachhaltiger Wunder-Rohstoff
Ein Fahrrad aus Gras? Hält das was aus? Wahrscheinlich stellst auch Du Dir gerade genau diese Frage. Natürlich tut es das. Bambus ist extrem stabil. Er hat einzelne Kammern und eine dicke Außenhaut – das mach ihn robust und eignet sich hervorragend für Fahrräder. Bambus wächst außerdem irre schnell nach. Gerade mal 2 Jahre braucht er, um wieder „Erntehöhe“ erreicht zu haben. In dieser Zeit bindet er extrem viel CO2, was ihn direkt noch sympathischer macht.
Das ist ja alles schön und gut, aber wie klimafreundlich ist das Ganze, nachdem man das Fahrrad von Ghana nach Deutschland transportiert hat?
Wie nachhaltig ist das my Boo Bambusfahrrad und seiner Lieferkette?
Um das zu verstehen, müssen wir uns die Produktion und die Lieferkette eines Fahrrades erst mal generell anschauen:
Als ich vor vielen Jahren meine Ausbildung zum Industriekaufmann bei einem großen Fahrradhersteller begann, war meine erste Abteilung die Betriebsleitung, hier wurde die Produktion geplant, die Montagebänder gesteuert und die Akkordarbeiter betreut. Um Punkt 6.00 Uhr morgens ertönte eine Hupe, gefolgt von einem Rappeln und Knattern, wenn die Montagearbeiter damit begannen die Fahrräder an 6 Montagebändern zusammenzuschrauben. Was hier geschah war aber lediglich die Endmontage. Das Herzstück eines Bikes – der Rahmen kommt in den meisten Fällen aus Taiwan und die Bauteile von Shimano aus Japan. Immerhin kamen damals noch einige Teile wie Kugellager von Kugelfischer und die Nabenschaltung von Fichtel & Sachs aus der direkten Nachbarschaft. Aber zusammengefasst kann man sagen: Ein Fahrrad „Made in Germany“ ist bestenfalls die halbe Wahrheit. Mittlerweile findet man deshalb auch häufiger „Assembled in Germany“, was sehr viel zutreffender ist. So findet auch beim my Boo Bambusfahrrad die Endmontage in Kiel statt.
Die beiden weltgrößten Fahrradhersteller Giant und Trek beziehen ihre Rahmen aus Taiwan. Und auch deutsche Marken wie Winora, Kalkhoff, Cube, Rose setzen auf die Rahmen Inselstaates vor China.
Um also die Nachhaltigkeit von my Boo mit anderen Herstellern zu vergleichen, müssen wir die gesamte Lieferkette betrachten:
Die lange Reise von Aluminium
Fahrradrahmen bestehen meistens aus Aluminium oder Carbon, selten auch noch aus Stahl. Carbon ist in der Herstellung noch energieintensiver als Aluminium. Da das aber hauptsächlich bei Profibikes zum Einsatz kommt und die breite Masse auf Aluminiumrahmen unterwegs ist, wollen wir uns den Weg mal genauer anschauen
Der Rohstoff für Aluminium heißt Bauxit – die 3 größten Exporteure dafür sind Australien, China und Brasilien. Nahezu alle Fahrradrahmen stammen aus Taiwan. Da Taiwan selbst über keine Bauxit Vorkommen verfügt, gehen wir einfach mal davon aus, dass das Aluminium vom großen Nachbarn China stammt, die auch der größte Hersteller von Aluminium sind. Der größte Aluminium-Produzent ist Hongqiao Group Limited in Binzhou, das bedeutet: Das Aluminium ist ca. 2000 km unterwegs bis es in einer Fabrik für Fahrradrahmen in Taiwan ist und weiter verarbeitet werden kann. Danach wird der Rahmen von dort nach Deutschland verschifft, wo die einzelnen Komponenten montiert werden. Zu dieser langen Lieferkette kommt der extreme Energiehunger bei der Aluminiumproduktion. 15 Megawatt Stunden Energie werden benötigt, um 1 Tonne Aluminium herzustellen. Bis der Rahmen in Europa bei der Endmontage ankommt, vergehen dann 36 Tage auf See.
Vergleichen wir diese Lieferkette mit dem my Boo Bambusfahrrad. Der Bambus wird in Ghana geerntet und direkt vor Ort in Handarbeit zu einem Fahrradrahmen verarbeitet und danach zur Endmontage nach Kiel verfrachtet. 26 Tage dauert der Seeweg von Ghana nach Europa. Also 10 Tage weniger CO2-Ausstoß auf hoher See.
Arbeitsbedingungen in Taiwan vs. Ghana
Konkret wissen wir nichts über die Arbeitsbedingungen bei den Rahmenherstellern, aber Taiwan steht jetzt auch nicht gerade für mustergültige Arbeitsbedingungen. Wir alle haben die Selbstmorde bei Foxconn noch im Kopf. Aber die Menschen in Taiwan sind fleißig und gewissenhaft und man muss fairerweise sagen, dass die Fahrradrahmen qualitativ sehr hochwertig sind.
Grundsätzlich sind zwar auch in Ghana die Arbeitsbedingungen nicht gut. Kakao und Kaffeeplantagen mit Kinderarbeitern und Sklaven sind leider Realität. My Boo hat zwar kein Fair Trade Siegel, aber dafür sorgt es für Transparenz und arbeitet eng mit den 60 Monteuren vor Ort zusammen. Bei Kaffee, Tee und Schokolade nennen wir das Direkthandel, der oft sogar deutlich besser ist als der Weg über teure Fair Trade Lizenzgebühren und genauso so ist das hier auch: Maximale Transparenz, faire Löhne, sichere Zukunft.
Soziales Engagement
my Boo bezeichnet sich als social Start-up, weil es neben sicheren fair bezahlten Arbeitsplätzen in Ghana auch ein Bildungsprojekt unterstützt. Aus den Erlösen finanziert das Yonso Projekt Schulstipendien, darüber hinaus fließen Gelder in Schulrenovierungen, Büchereien und Mikrokredite. Auch ein Bike-to-School Programm gibt es (ähnlich wie von der World Bicycle Relief), was vielen Kindern oft überhaupt erst die Möglichkeit gibt, eine Schule zu besuchen, weil die nächste Schule oft sehr weit weg ist.
***
Über die Ökobilanz von e-Bikes haben wir uns hier bereits ausführlich ausgelassen
Vom Luxus auf ein Auto zu verzichten, berichten wir hier
Wir leben in einer Zeit, in der wir auf nichts verzichten müssen und trotzdem nachhaltig leben können. Das einzige, was wir tun müssen ist, den Blickwinkel zu ändern und unsere Prioritäten gerade rücken.
Pingback: Nachhaltige Möbel | 12 Hersteller für natürliches Wohnen
Pingback: Nachhaltige Fahrräder. Wie nachhaltig sind Fahrradhersteller?