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Vertical Farming | Gemüse aus dem Hochhaus – lecker, gesund, nachhaltig?

Vertical Farming gehört für mich, genau wie Clean Meat zu den großen Gamechangern in der Nahrungsmittelproduktion. Anders als beim Laborfleisch, ist das Gemüse aus dem Hochhaus bereits im Handel, uns sogar schon sehr bald auch in Deutschland. Vielleicht ist es im Zeitalter des Klimawandels und des Insektensterbens, die einzige Möglichkeit in Zukunft Nahrung zu produzieren.

70 % des weltweiten Süßwassers werden von der Landwirtschaft verbraucht
34 % der weltweiten CO2 Emissionen stammen aus der Landwirtschaft
5 Milliarden Hektar sind landwirtschaftliche Nutzfläche

Zahlen, die eine Lösung erfordern!

Was ist Vertical Farming?

Anders als bei Clean Meat, handelt es sich bei Gemüse aus Vertical Farming um echtes Anbaugemüse und nicht um Gemüse aus dem Labor. Populär wurde die Idee durch den amerikanischen Wissenschaftler Dr. Dickson Dispommier im Jahr 2010. Klimawandel, Dürreperioden, Ernteausfälle und eine wachsende Weltbevölkerung machen neue Konzepte in der Landwirtschaft notwendig. Es gibt auch bereits unterirdische vertikale Farmen, in stillgelegten Bunkern zum Beispiel oder Tiefgaragen.

Wie nachhaltig ist Vertical Farming?

Wie alle neuen Technologien gibt es auch beim Vertical Farming Vor- und Nachteile. Wir können aber davon ausgehen, dass die Nachteile noch minimiert werden, schließlich bedeuten sie in diesem Fall nichts anderes als hohe Kosten – und auf die hat weder Hersteller noch Verbraucher große Lust. Dennoch sollten wir die Kritik nicht einfach wegwischen.

Lokaler Anbau: Gemüse aus Berlin-Kreuzberg

Der wohl offensichtlichste Vorteil von Vertical Farming ist: Gemüse wird da produziert, wo es gebraucht wird – Und das bedeutet zum einen Mitten in der Stadt, deshalb wird auch oft von urban Farming gesprochen, ist aber nur eine Form davon. Auch Früchte, wie Ananas, Banane, Jack Frucht, Kiwi oder Avocado könnten dann zum Beispiel Mitten in Berlin angebaut werden. Lange Transportwege fallen damit weg. Außerdem sind die Produkte sehr viel frischer, weil sie fast on demand geerntet werden und nicht mehrere Tage im Supermarktlager vor sich hin gammeln müssen.

Hochkant Wasser sparen

Bis zu 95 % Wasser kann in einer vertikalen Farm gespart werde.

Die gute alte Hydrokultur macht das möglich. Das Gemüse wird also nicht in die Erde gepflanzt, sondern lediglich ihre Wurzeln hängen in einem Wasserbehälter, wo sie mit Kokosfaser fixiert werden. Da wir uns in einem geschlossenen System befinden, bleibt das Wasser auch im Kreislauf und kann recycelt werden.

Bei einer anderen Methode hängen die Wurzeln frei und werden besprüht.
Gerade im Zeitalter von der immer knapper werdenden Ressource Wasser ist das ein sehr starkes PRO für vertikale Farmen.

Weniger Flächen durch gestapelte Äcker

veritkale farmNatürlich wird der landwirtschaftliche Flächenverbrauch drastisch reduziert, wenn man mehrere 1 Hektar große Äcker einfach in die Höhe übereinander stapeln könnte.

Die Studie „Fleisch frisst Land“ des WWF zeigt auf, welch absurde Flächen verbraucht werden, um unsere Nahrung zu erzeugen. Die EU importiert jährlich 30 Mio. Hektar virtuelle Ackerfläche. Wir erleben gerade im Amazonas, wie unsere grüne Lunge zu Gunsten von Ackerflächen verschwindet. Stellen wir uns vor ein Großteil dieser Flächen würden morgen nicht mehr benötigt. Wie großartig wäre eine großflächige Aufforstung? Flächen für Energieerzeugung wären dann auch noch ausreichend da.

Kritiker sprechen oft vom Wegbrechen der Biodiversität, wenn die Landwirtschaft stirbt. Hier kann man aber auch beide Seiten sehen und natürlich kommt es auch darauf an, wie die frei werdenden Flächen genutzt werden. Auch wird gerne Naherholung und Tourismus als Grund für Landwirtschaft gebracht – Nun, ich kenne jetzt wenig Leute, bei denen die Rübenfelder von Bauer Hinrich in Schneggewaldfischbach auf der Wunschliste für einen Traumurlaub stehen.

Versorgungssicherheit ohne Pestizide und Dünger

Dürre, Stürme, Schädlinge, Hagel. All das spielt beim Vertical Farming keine Rolle. Schließlich sprechen wir hier von einem in sich geschlossenen System.
In Fukushima beispielsweise stehen bereits 150 Pflanzenfabriken um die Ernährung in einer kontaminierten Umgebung zu sichern. Aber man muss auch beachten, dass je größer eine Pflanzenfabrik ist, desto anfälliger ist sie für Störungen.

Energieintensive Gemüsefabriken

Das ist wohl der große Nachteil. Schon ein Gewächshaus ist sehr energieintensiv so dass es unter Umständen sogar klimafreundlicher ist Gemüse aus Spanien zu kaufen, wo gerade Saison ist, als regionalen Anbau aus dem Gewächshaus. Bei einer vertikalen Farm brauchen wir Beleuchtung, Klimatisierung, Entlüftung. Ich habe Gemüse Regale gesehen, da wird jede Pflanze einzeln mit LED beleuchtet, klar braucht das massiv Energie. Man spricht beim Vertical Farming auch von Lichtrezeptur für ein optimales Wachstum.

Wie nachhaltig das ist, liegt natürlich daran, ob die Farm mit erneuerbaren Energien betrieben wird.  Dennoch: Hier gibt es in jedem Fall noch Fortschritte

Die Zukunft hat begonnen: Beispiele für aktuelle Projekte?

Wie eingangs erwähnt, gibt es bereits zahlreiche Startups, die bereits vertikale Farmen betreiben. Und sogar in Deutschland das Regalgemüse schon erhältlich.

infarm – Das Gemüseregal

Das Start-up unterhält jetzt keine vertikale Farm, vielmehr entwickeln sie Regale für Kräuter und Salat. Gestartet ist das Berliner Start-up mit Restaurants, wie zum Beispiel das von Sternekoch Tim Raue – 50 Restaurants haben mittlerweile infarm Regale. Kürzlich konnten Verträge mit Edeka – und Rewe Filialen abgeschlossen werden. Infarm.com

Aquaponik in Schöneberg

Die ECF Farm ist jetzt keine vertikale Farm, aber ein Start-up aus dem Bereich urban Farming. Hier in Schöneberg werden Barsche gezüchtet und Basilikum angebaut. Das ergibt Sinn, denn das nährstoffreiche Wasser aus der Fischzucht, ist ein prima Dünger für die Pflanzenzucht. Weil beides in einem Kreislauf stattfindet, spart das Wasser, Co2 und Transportwege. Aquaponik ist also ein sehr effektives Verfahren.

infarming – Ein ganzheitlicher Ansatz

Hinter infarming steckt das Fraunhofer-Institut. Das Konzept beinhaltet vertikale Gewächshäuser auf Dächern. So wird die Abwärme von oben nach unten, als auch von unten nach oben genutzt, um Energie zu sparen. Aktuell entsteht so gerade der Altmarktgarten Oberhausen auf dem Dach des Jobcenters.

Aerofarms – Die Mega Fabrik

Das ist eine der größten Pflanzenfabriken der Welt. Aeorofarms baut auf 6.000 Quadratmetern Salat an und erntet so jährlich 900.000 Kilogramm – Mitten in New York

Meine Meinung zu Vertical Farming

Ich denke, dass wir nicht darum herumkommen die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren zu überdenken. Beim Vertical Farming glaube ich, dass wir sowohl klimafreundlich produzieren als auch ressourcenschonend und die frei werdenden Flächen können wir wieder der Natur überlassen, wovon wir doppelt profitieren.
Aber man darf auch die Nachteile nicht außer Acht lassen. Wie immer sollten wir auch hier nicht nur schwarz und weiß sehen – Am Ende ist ein gesunder Mix aus verschiedenen Methoden der Lebensmittelerzeugung der beste Weg.

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Bildnachweise:
Titelbild: CC BY-SA 3.0 / Designs by Chris Jacobs http://www.chrisjacobs.com, and Rolf Mohr. 3d Modeling and rendering, Dean Fowler http://www.machinefilms.com.
Verticrop System: CC BY-SA 3.0 Valcenteu (talk | contribs)

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