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Was ist sanfter Tourismus?

sanfter tourismus

Wir haben Dir in diesem Artikel bereits Reiseveranstalter für nachhaltigen Urlaub vorgestellt. Hier möchten wir tiefer in die Thematik als solche eintauchen und erklären Dir, was genau sanfter Tourismus ist.

Alle reden über Flugscham – Sanfter >Tourismus ist aber viel mehr. Die Anreise ist lediglich ein Teil. Nachhaltiger Tourismus beinhaltet aber alle Bereiche einer Reise. Wie nachhaltig wirtschaftet das Hotel? Wird die lokale Wirtschaft eingebunden? Wie geht der Reiseveranstalter mit der lokalen Kultur um? Was passiert mit den Resten vom Frühstücksbuffet? Gibt es ein Recyclingprogramm? Was unternimmt das Hotel, um Wasser und andere Ressourcen einzusparen? Woher kommt der Strom? Wie stark wird die Umwelt belastet? Und vieles mehr – Das alles passiert hinter den Kulissen.

Definition: Was ist sanfter Tourismus?

Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das: Nachhaltiger Urlaub bedeutet so wenig wie möglich ökologische und ökonomischen Schaden zu verursachen, indem Du eben einen sanften Fußabdruck hinterlässt

Die Anreise – klimaneutral fliegen!

Damit beginnt auch Dein nachhaltiger Urlaub. Zwar hat sich die Branche dazu verpflichtet, ab 2020 nur noch CO₂-neutral zu wachsen, aber wir haben oft genug gesehen, dass branchenübergreifende Selbstverpflichtungen nicht besonders konsequent umgesetzt werden. Und dann gab es eine Pandemie, was die Karten nochmal neu mischen dürfte. Die Bemühungen sind zwar lobenswert, aber nach heutigem Stand, kann man es drehen und wenden, wie man will: Fliegen ist nicht umweltfreundlich.

0,5 Tonnen CO₂ werden für Hin- und Rückflug nach beispielsweise Mallorca ausgestoßen. Das ist ein ganz schöner Batzen – wenn man bedenkt, dass jeder EU Bürger maximal 2t CO₂ im Jahr verursachen dürfte, um das Klimaziel zu erreichen (aktueller Verbrauch: 9t pro Jahr pro EU Bürger)

Flugreisen haben ein miserables Image. Wenn man das große Ganze betrachtet, teilweise zu Unrecht, denn der Anteil von Flugreisen am weltweiten CO₂-Ausstoß beträgt knapp 3 %. Das rechtfertigt, zwar immer noch keine zügellose Vielfliegerei, aber einmal im Jahr in den Urlaub fliegen macht den Kohl nicht fett. Kurzstrecken sollte man aber dennoch vermeiden. Mehr dazu findest Du auf klimaschutz-portal.aero

Wenn Flugreise – Dann in jedem Fall den CO₂-Ausstoß kompensieren. Einige Airlines bieten bei der Buchung bereits Zusatzdienste an, bei denen man einen Betrag zusätzlich bezahlt, um damit Klimaschutzprojekte zu fördern.
Atmosfair und myclimate sind die bekanntesten Anbieter für CO₂ Neutralisierung, hier kannst Du auch nachträglich Deine Reise kompensieren. Dennoch ist es natürlich am nachhaltigsten, seine Reise komplett ohne Flug zu planen. Aber: Das Kompensieren von CO₂ befreit Dich nicht davon, bewusst zu reisen!

Die Unterkunft – nachhaltig wohnen!

Es gibt Hotels, die wurden einfach mitten in die Botanik gepflanzt, nur um den Urlaubern einen atemberaubenden Ausblick zu bieten – Das muss nicht sein und solche Hotels sollten generell gemieden werden. Im Kern geht es darum, dass sich das Hotel so harmonisch wie möglich in die jeweilige Region einfügt – sanft eben:

1. Wird die Unterkunft mit Ökostrom versorgt?
2. Wie nachhaltig setzt sich die Speisekarte zusammen – Regional? Saisonal? Vegan? Bio?
3. Wie geht das Hotel mit Resten um? Werden die weggeworfen oder gespendet?
4. Wie nachhaltig funktioniert die Wasserversorgung? Sparsam oder verschwenderisch?
5. Wie geht das Hotel mit dem Müll um? Wird recycelt? Wie viel Plastik wird verwendet?

Die lokale Wirtschaft

Der größte Feind von nachhaltigem Urlaub sind all-inclusive Ferienclubs. Von diesen internationalen Firmen profitiert die einheimische Wirtschaft nämlich gar nicht – Alle Devisen flutschen an den regionalen Betrieben vorbei. Wenn der Urlauber überhaupt das Gelände verlässt, bucht er einen Großteil der Trips direkt in der Anlage.  Restaurants, Bäckereien, Gemüse und Obsthändler, Fremdenführer, Event-Anbieter… Die haben alle nichts davon, wenn Du im 4 Sterne Ferienclub alle Annehmlichkeiten genießt. Es gibt aber Hotels, die die einheimische Wirtschaft aktiv einbeziehen – Ein nachhaltiger Urlaub bindet immer auch die lokale Wirtschaft mit ein. Das ist sogar ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts.

Die bekanntesten Siegel für sanften Tourismus

Neben einigen regionalen Labels und den Eigenlabels der Reiseveranstalter (z.B.: TUI Umwelt Champions) gibt es einige globale Siegel und Labels, die sich offensichtlich am Markt durchsetzen. Wir konzentrieren uns hier auf die wichtigsten bzw. bekanntesten Labels, damit Dein nachhaltiger Urlaub leichter zu planen ist.

CSR Tourism Certified

tourcert logoDahinter steckt die gemeinnützige Organisation Tour Cert. Die Kriterien sind hier sehr streng und berücksichtigen die Aspekte Menschenrechte, Kinderschutz, Umwelt- und Klimaschutz, und lokale Wirtschaft. Deshalb erhält das Siegel bei Label-Online auch die höchste Bewertung „besonders empfehlenswert“ Man könnte auch sagen: Tourcert ist die Referenz für nachhaltigen Urlaub. Mit 400 zertifizierten Betrieben hat es außerdem eine gewisse Relevanz. →tourcert.org

Earth Check

earth checkEines der bedeutendsten Zertifikate für nachhaltigen Urlaub. Nebenbei bemerkt auch eines der ältesten – Bereits 1987 in Australien gegründet, ist es laut eigenen Angaben das größte Netzwerk aus nachhaltig zertifizierten Hotels und Resorts. Die Zertifizierung durchläuft mehrere Schritte. Aber nicht nur das Zertifikat spielt hier eine Rolle – Earth Check berät auch Gemeinden und Regionen bei der Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie und das in 70 Ländern.  2017 haben Tourcert und Earth Check eine intensive Zusammenarbeit vereinbart.

Green Globe

green globe Mit 600 Zertifizierungen (80 davon in Deutschland) ist das Green Globe Label eines der großen am Markt und gilt laut Label Online als besonders empfehlenswert. Das bedeutet: ökologische, soziale und ökonomische Aspekte stehen hier im Fokus. Die Controlunion verfolgt also einen ganzheitlichen Ansatz rund um Tourismusangebote. → greenglobe.com

Travelife

travelifeDas Label wurde 2007 gemeinsam vom britischen und niederländischen Tourismusverband gegründet.  200 Kriterien liegen für eine Zertifizierung zugrunde. Darunter zum Beispiel OECD Standards und Umweltstandards nach dem Umwelt-Audit GesetzLabel-Online.de bewertet das Label als empfehlenswert. Mit 900 zertifizierten Betrieben ist Travelife aktuell das größte Label am Markt.  → travelife.info

Certified Green Hotel

certified green hotelDas Logo begegnet einem recht häufig in deutschen Hotels, gibt es neben der GREEN Zertifizierung auch andere Kategorien, wie etwa Event, Conference oder Business. Dahinter steht unter anderem der Verband deutsches Reisemanagement (VDR) 80 Kriterien müssen die Hotels für das Label erfüllen – primär umweltrelevante Punkte, wie auch beim DEHOGA Umweltcheck. Laut Label Online ein empfehlenswertes Label. Das Ergebnis wir im Zertifikat nach einem Punktesystem veröffentlicht (gut, sehr gut, excellent) →  certified.de

GreenSign

Das Zertifikat ist aus der Buchungsplattform GreenLine Hotels erwachsen. Während GreenLine bereits seit 20 Jahren Hotels im Grünen vermittelt, erblickte das Nachhaltigkeitszertifikat GreenSign erst 2014 das Licht der Welt. Die Hotel-Labels werden in 5 Leveln vergeben. Während Level 1 bedeutet, dass die ersten Schritte unternommen wurden, steht und Level 5 für eine bestmögliche Ausrichtung. Dafür werden 100 Kriterien aus 8 Bereichen betrachtet.  Neben dem Zertifikat für Hotels, gibt es auch eines für SPA, Office und Health. → greensign.de

EU Ecolabel

eco labelDas europäische Umweltzeichen gibt es auch für Campingplätze und Herbergen, teilweise auch Hotels. Es wird von der EU-Kommission herausgegeben und berücksichtigt die Umweltauswirkungen der jeweiligen Produkte. Kontrolliert werden Campingplätze von Ecocamping. e.V:  / Label-Online stuft das EU Eco Label als besonders empfehlenswert ein. → eco-label.eu

DEHOGA Umweltcheck

dehoga umweltcheckDas Zertifikat des Deutschen Hotel und Gaststättenverbandes gibt es in 3 Stufen: Bronze, Silber und Gold. Die Vergabe ist transparent und bietet den Betrieben eine gute Richtlinie für Umweltschutzvorgaben, wie Energie und Wasserverbrauch, Abfallaufkommen und Recycling, sowie regionale, fair gehandelte Bio Lebensmittel. An sich ein gutes Label, ernüchternd ist die Tatsache, dass von 65.000 Mitgliedern im DEHOGA, gerade mal 80 am Umweltcheck Programm teilnehmen.  → dehoga-umweltcheck.de

 

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