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Ich bin mir sicher, dass Du Dir diese Frage schon gestellt hast. Als Webseite, die sich hauptsächlich mit Onlineshopping und nachhaltigen Konsum beschäftigt, begleitet uns diese Frage ständig: Wie nachhaltig ist Onlineshopping? Lassen wir mal die Produkte außen vor, die es im stationären Handel nicht gibt. Bei Bekleidung ist die Auswahl an nachhaltiger Mode einfach miserabel. Und ja, hier können wir die Frage ganz klar beantworten: Es ist nachhaltiger bei einem nachhaltigen Modelabel online zu bestellen als fragwürdige unfaire Kleidung bei Peek und Cloppenburg, H&M oder Primark zu hamstern.
Wie nachhaltig ist Onlineshopping?
Erster Reflex ist bei den meisten wohl: stationärer Handel ist umweltfreundlicher als E-Commerce. Ganz einfach, weil wir immer mehr Paketzusteller wahrnehmen und uns denken „das kann ja nicht gut sein“ Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn so pauschal ist die Frage nicht zu beantworten. Es gibt mittlerweile zahlreiche Studien zu dem Thema und natürlich fällt das Fazit je nachdem aus, welcher Lobbyverband die Studie in Auftrag gegeben hat. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Wir versuchen hier mal die Erkenntnisse mit logischem Versand abzugleichen.
Die Ökobilanz: Onlineshopping vs. stationärer Handel
+ energieeffiziente Lagerhaltung
+ Keine Energie und Heizkosten in lokalen Geschäften
+ Viele Pakte in einem Lieferfahrzeug
– viele Rücksendungen verursachen zusätzliches CO2
+ Versand oft klimaneutral (Go Green)
– Arbeitsbedingungen der Paketzusteller
– Jeder Store wird mit Energie versorgt und geheizt
o Logistikzentrum / Zwischenlager (genau wie beim Onlinehandel)
– Jeder Kunde bewegt sich individuell zum Geschäft
+ Individuelle Lieferkosten entfallen
– Aber auch Stores werden beliefert
+ Lage der Stores meist zentral, so dass mehrere Einkäufe in einem Rutsch erledigt werden können
Das Ökoinstitut hat den CO2-Ausstoß von Onlineshopping und Einkauf beim lokalen Händler miteinander verglichen (Vortrag von Nele Kampffmeyer, Carl-Otto Gensch am 18.11.2018 auf der Bits & Bäume in Berlin)
Das bezieht sich auf einen Einzelkauf. Natürlich fahren die wenigsten in die Stadt, um eine einzelne Jeans zu kaufen, meist landen dann noch weitere Klamotten, Drogerieartikel und Lebensmittel im Kofferraum.
Geht man also von einem realistischen Einkauf aus, stehen die 3.200 Gramm CO2 beim Einkauf mit dem Pkw in der Stadt bei mehreren Geschäften auch mehreren Online-Bestellungen zu jeweils 660 Gramm CO2 gegenüber.
Das dicke Problem der Rücksendungen
Jeder Vierte (27 Prozent) sendet 10 bis 25 Prozent aller Online-Bestellungen zurück. Und 14 Prozent lassen sogar mehr als 25 Prozent aller Einkäufe zurückgehen. Besonders „fleißige Rücksender“ sind die 14 bis 29-Jährigen, die senden 18 % aller Onlinebestellungen zurück. (Quelle: wuv.de)
Das zieht die Ökobilanz von Onlineshopping deutlich nach unten. Hier sind aber auch die Onlinehändler gefordert. Je besser die Artikelbeschreibungen sind und je mehr Fotos zur Verfügung stehen, desto niedriger sind die Rücksendequoten.
Auch der stationäre Handel tauscht um
Dabei wird ein Punkt allerdings gerne vergessen: Auch im stationären Handel gibt es den Umtausch und das ist mehr als man denkt. Allensbach hat im November 2015 Verbraucher gefragt, ob sie in den letzten 2-3 Jahren Waren im Geschäft umgetauscht haben. 40 % gaben an sogar mehrmals Einkäufe umgetauscht oder zurückgegeben haben. 19 % haben das einmal gemacht. (Quelle: Statista)
Das heißt, die zusätzliche CO2 Belastung durch Rücksendungen muss man auch beim stationären Handel auf die Bilanz anrechnen. Hier sind es zum Beispiel zusätzliche Pkw Fahrten. Da diese aber wahrscheinlich wieder mit anderen Einkäufen zusammenfallen, ist die nicht so hoch wie beim Onlineshopping. Dennoch sollte man diesen Punkt beachten, wenn man ein ganzheitliches Bild haben möchte.
Das kannst Du beachten, um umweltbewusst online zu shoppen
- Kaufe bewusst
- Versuche unnötige Rücksendungen zu vermeiden. Lieber 10 Schuhe bestellen und davon 9 zurücksenden, als immer nur ein Paar zu bestellen und zurückzusenden, solange bis alles passt.
Verzichte auf den beliebten Trick so viel in den Einkaufswagen zu legen, um die Versandkosten zu sparen, obwohl man beim Einkauf schon weiß, dass man einen Teil davon wieder zurücksenden wird - Lasse Dir Deine Pakete an eine Packstation liefern um die „letzte Meile“ Logistik zu entasten. Du kannst Dich bei DHL registrieren und Deine Pakete automatisch an eine Abholstation (z.b.: Kiosk oder Späti) bzw. Packstation umleiten lassen.
- Achte auf Labels wie „Go Green“ von DHL für klimaneutralen Versand
Fazit: Onlineshopping ist umweltfreundlicher, aber…
Wer bewusst online bestellt und so wenig wie möglich zurücksendet, hinterlässt einen kleineren ökologischen Fußabdruck als jemand, der für einen einzelnen Einkauf sein Auto bewegt und stationär einkauft. Da aber oft gleich mehrere Einkäufe gleichzeitig mit den Pkw erledigt werden, zieht der stationäre Handel wieder gleich.
Man kann also ohne schlechtes Gewissen online einkaufen. Wie immer bei Nachhaltigkeit gilt: zügelloser ungehemmter Kaufrausch ist nicht nachhaltig, egal ob online oder in der Stadt.
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Wir leben in einer Zeit, in der wir auf nichts verzichten müssen und trotzdem nachhaltig leben können. Das einzige, was wir tun müssen ist, den Blickwinkel zu ändern und unsere Prioritäten gerade rücken.