Es wird wohl niemand widersprechen, wenn wir sagen: Fahrrad fahren ist umweltfreundlicher als Autofahren. In der Stadt ist man auf 2 Rädern sogar oft auch noch deutlich schneller. Aber wie sieht es mit der Herstellung aus? Wo wird überhaupt produziert? Läuft da alles fair ab? Wie transparent sind die Fahrradhersteller? Und gibt es überhaupt nachhaltige Fahrräder? Wir werfen einen Blick auf die Branche.
Gibt es überhaupt nachhaltige Fahrräder?
Ein Fahrrad ist schon etwas komplexer, als man auf den ersten Blick sieht. Viele einzelne Bauteile, die in allen Ecken der Welt produziert werden und lange Transportwege zurücklegen, machen die Bewertung der Nachhaltigkeit schwer. Die Rahmen kommen fast immer aus Taiwan, Shimano aus Marktführer bei Schaltung und Bremsen produziert in Japan, Malaysia und Singapur um nur mal die zwei Beispiele zu nennen.
Für den Transportweg spielt es also fast keine Rolle, ob die Endfertigung in Deutschland passiert oder ob das komplette Fahrrad irgendwo anders zusammengebaut wird. Bei letzterem steht aber die Frage der Arbeitsbedingungen im Raum und die wird oft leider nicht zufriedenstellend beantwortet. Noch schwieriger ist es, die Arbeitsbedingungen der Zulieferer zu bewerten. Wir können uns also hier nur an das Thema Nachhaltigkeit bei Fahrradherstellern annähern.
Wo kommen denn die Fahrräder her?
Jahrelang konnte man das mit schnell Taiwan beantworten. Heute werden die meisten Fahrräder in Europa aus Kambodscha importiert. Drei Fahrradfabriken (A&J, Smart Tech und SpeedTech), sind hier die Big Player. Zwar will man Produktions- und Arbeitsbedingungen verbessern, die Recherche der Zeit aus dem Jahr 2019 zeichnet enttäuschenderweise ein anderes Bild. Die EU hatte Kambodscha 2001 Handelsvorteile eingeräumt. Konkret bedeutete das zollfreie, unbegrenzte Einfuhr (Everything but Arms, EBA = Alles außer Waffen). Grundsätzlich wurde dieses Abkommen 2020 von der EU gekündigt, da man keine Entwicklung im Bereich Menschenrechte erkennen konnte.
Davon ausgenommen sind die drei oben erwähnten Fahrradfabriken. Diese sind auch weiterhin von dem Antidumping Zoll von 48,5 % befreit. Entsprechend verlegen gerade Fahrradhersteller ihre Produktion nach Kambodscha und chinesische Firmen gründen Fabriken, um den Zöllen zu entgehen. Fahrradhersteller berufen sich darauf, dass die EU die Arbeitsbedingungen für diese Fabriken abnickt.
Wir sehen Kambodscha als Produktionsstandort trotzdem kritisch. Zwar halten wir den Standort bei Fahrrädern in Bezug auf Nachhaltigkeit erst mal für zweitrangig (ohnehin lange Transportwege innerhalb der Lieferkette), schließlich könnte man auch in Kambodscha fair produzieren. Die Verschwiegenheit der Fahrradhersteller scheint unsere Zweifel leider zu bestätigen.
Fahrradhersteller und Nachhaltigkeit
Vollständig nachhaltige Fahrräder gibt es also nicht. Lange Transportwege, verzweigte Lieferkette, fehlende Transparenz. Die Branche muss hier dringend nachbessern und für mehr Transparenz in der Lieferkette sorgen. Um sich zu orientieren, bleibt die Selbstauskunft der Hersteller – Und genau die möchten wir uns im folgenden genauer anschauen.
Es gibt mittlerweile wahnsinnig viele Fahrradmarken, wir können hier nicht alle besprechen und konzentrieren uns auf die größten / bekanntesten Hersteller und freuen uns natürlich über einen Kommentar, wenn Du jemanden vermisst.
my Boo
Statt auf Carbon und Aluminium, die in der Herstellung sehr viel Energie benötigen, setzt man bei my Boo vollständig auf Bambus. Ein schnell nachwachsender Rohstoff mit herausragenden Eigenschaften. Bambus ist so robust, dass man daraus sogar Mountainbikes und CX Bikes bauen kann. Und ganz ehrlich: Es sieht einfach geil aus. Produziert wird in Ghana. Das bedeutet aktuell mehr als 60 faire Arbeitsplätze vor Ort. Weiterhin vergibt my Boo dort auch Schul-Stipendien (mittlerweile 300) und hat mit UNICEF zusammen das „Bike to School“ Programm ins Leben gerufen (mehr über my Boo findest Du hier). Das klingt banal – ist es aber nicht. In Ghana müssen oft weite Strecken zur nächsten Schule zurückgelegt werden – da schafft ein ganz einfaches Fahrrad einen deutlich besseren Zugang zu Bildung und Chancengleichheit – ein echt nachhaltiges Engagement. My Boo führt Citybikes, Trekkingbikes, Rennräder und sogar MTB und Cyclocross Bikes. Natürlich auch eine ordentliche Auswahl an E-Bikes.
→ myboo.de
My Esel
von Bambus zu heimischen Holzarten aus Österreich. Die My Esel Rahmen werden in Oberösterreich in Handarbeit hergestellt und sind damit ein europäisches Produkt (Anbauteile ausgenommen). Die Verbindung verschiedener Holzarten ergibt einen extrem stabilen Rahmen, der in Sachen Robustheit und Flexibilität mit Rennskiern vergleichbar ist und dabei leicht wie ein Carbon-Bike ist. Volle 5 Jahre Garantie gibt My Esel auf die Rahmen. Und hey – Sehen die Dinger nicht einfach nur geil aus?
Im Sortiment haben die Österreicher: Rennrad, Gravelbike, Trekkingbike, Tourenrad, Urbanbikes. Alle Modelle kannst Du vollständig konfigurieren, erst danach wird Dein Esel zusammengebaut.
Urwahn
E-Bikes aus dem 3D Drucker, Made in Germany. Beim Material setzen die Magdeburger vollständig auf Stahl – Durch die 3D-Drucktechnik wiegen die Bikes aber trotzdem nicht mehr als ein gängiges Alu und Carbon-Fahrrad. Der Rahmen hat ein einzigartiges Design, der Knick an der Stelle, wo eigentlich das Sattelrohr ist, sieht ungewöhnlich aber geil aus – Die Urwahn-Modelle sind echte Schönheiten und ziehen in Kombination mit den wunderschönen Farben sicher für Aufsehen. Nach dem Urbanbike, dem Roadbike gibt es seit diesem Jahr auch ein Gravelbike mit dem klangvollen Namen „Waldwiesel“. Wermutstropfen dürfte für viele der Preis sein – Alle Modelle liegen nämlich jenseits von 3.000 Euro. Das Waldwiesel schlägt mit saftigen 4.500 Euro zu Buche. In Aktion kannst Du das Gravelbike auf dem YouTube-Kanal „Die Fahrradfanatiker“ anschauen. Wer aber das Geld hat, bekommt hier nachhaltige Fahrräder mit einzigartigem Design.
mosch.
Wir sind oben bereits auf den Ressourcenhunger von Fahrrädern eingegangen. Als Antwort darauf hat das Team um Nikolaj Mosch auf der Eurobike 2023 ihr zirkuläres Fahrradkonzept vorgestellt. Im Detail heißt das, dass die mosch-bikes aus wiederverwerteten Materialien gebaut werden. Anders als bei Refurbished Bikes endet der Kreislauf aber nicht, wenn Deine Nutzungszeit endet. Dafür ist im Verkaufspreis ein Pfand eingerechnet, damit sich der Kreislauf immer weiter drehen kann. Das alles passiert in der eigenen Werkstatt in Wettenberg.
Volle Transparenz verspricht mosch-bikes und listet detailliert auf, welche Bauteile neu oder gebraucht verbaut wurden.
Das ist ein weiterer Unterschied zu generalüberholten Bikes: Es gibt hier eine feste Modellreihe mit klar definierten Komponenten (bzw. auf selbem Ausstattungsniveau) für die 3 Modelle Saya, Saya Comp und Saya Budget.
ROSE
Der Direktversender aus Bocholt hat sich in den letzten Jahren zu einem echten Schwergewicht in der Fahrradbranche entwickelt. Niemand, der sich mit Fahrrädern beschäftigt, kommt an dem klangvollen Namen vorbei. Durch den Direktvertrieb fallen Zwischenhändler weg, trotzdem sind die Bikes auf den ersten Blick nicht günstiger – Das eingesparte Geld fließt voll in das Produkt und wenn man dann die Details vergleicht, stellt man schnell fest, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis hier einfach stimmt.
Das Familienunternehmen montiert ausnahmslos alle Fahrräder in Deutschland. Im Green Codex verpflichtet sich ROSE darüber hinaus zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Die CO₂-Emissionen werden von Climatepartner ermittelt und besonders gut gefällt uns, dass hier nicht einfach kompensiert wird, sondern der Fokus auf der Einsparung von CO₂ liegt. Der Außenbereich der Firmenzentrale in Bocholt ist grün und insektenfreundlich gestaltet.
Für jeden Versandhändler stellt sich die Frage nach dem Umgang mit Retouren. Natürlich muss es darum gehen so wenig Retouren wie möglich zu haben, aber wenn es passiert, muss man damit verantwortungsbewusst umgehen. ROSE ist in diesem Bereich mit dem Siegel „Save your Returns“ zertifiziert.
→ rose.de*
Kalkhoff / FOCUS
Derby Cycle wurde 2022 in die Kalkhoff Werke umfirmiert und konzentriert sich künftig auf die beiden Marken Kalkhoff (E-Bikes) und FOCUS (Performance Bikes)
Die Kalkhoff Bikes rollen seit März 2022 vom Band in der neuen Montagehalle in Cloppenburg. Wir begrüßen diesen Schritt sehr und freuen uns, eine Traditionsmarke Made in Germany zu haben (zumindest dem Made in Germany Gedanken so nahe wie möglich kommt). Die Rohrahmen stammen aus Asien und werden in Deutschland bearbeitet und veredelt.
Da bei FOCUS nicht pauschal „Made in Germany“ die Rede ist, gehen wir davon aus, dass nicht das gesamte Sortiment in Deutschland montiert wird.
Das Unternehmen gehört zur niederländischen PON Holding (ebenso, wie z.B. Cannondale, Gazelle, GT). Genaues über Nachhaltigkeit findet man dort nicht, lediglich die Information, dass alle Angestellten in den USA 1 % der jährlichen Arbeitszeit für ein freiwilliges Projekt ihrer Wahl verwenden dürfen und dass die PON Holding es alleine schon für nachhaltig hält, Fahrräder im Portfolio zu haben.
Winora / Haibike
Schweinfurt – unweit meiner alten Heimat und gerade mal einen Steinwurf von der Europazentrale von SRAM entfernt sitzt seit 1921 die Winora Group, wo neben der Marke Winora auch Haibike beheimatet ist. Mittlerweile gehört das Unternehmen zur niederländischen Accel Group (unter anderem auch Marken, wie Ghost und Babboe)
Zwar findet wohl in Schweinfurt auch eine Endfertigung statt, aber da das Unternehmen nur von „Entwicklung, Konstruktion und Gestaltung: Made in Germany“ spricht, müssen wir davon ausgehen, dass auch andere Produktionsstandorte Fahrräder der beiden Marken herstellen. Die Accell Group beitreibt neben Deutschland auch Produktionsstätten in den Niederlanden, Frankreich, Finnland, Belgien und Ungarn. In jedem Fall können wir also von Europa ausgehen.
Accell berichtet sehr transparent über alle Aspekte der Nachhaltigkeit. Von fairer Bezahlung, Reduktion von CO₂ und Mülltrennung bis hin zum verantwortungsvollen Umgang mit Chemikalien im eigenen Unternehmen als auch bei Zulieferern
CUBE
CUBE ist eine Tochter der Pending Manufaktur, die eher bekannt für hochwertige Bürostühle sind. Das Unternehmen ist seit seiner Gründung 1992 in Familienbesitz und hat seitdem einen rasanten Aufstieg hinter sich. CUBE Flagship-Stores in vielen Städten, ein starkes Preis-Leistungs-Verhältnis und eine fortschrittliche Modellpolitik hat die Marke mit 500.000 produzierten Bikes pro Jahr auf Platz 1 der deutschen Fahrradhersteller gebracht.
Die Laufräder und ein Großteil der Fahrräder werden im Werk in Waldershof montiert. 2016 wurde hier ein Produktions- und Logistikzentrum gebaut und 2018 noch einmal auf insgesamt 55.000 Quadratmetern erweitert.
Einige Schutzbleche und Flaschenhalter werden mittlerweile auf recyceltem Kunststoff hergestellt und die Kartons aus Recyclingkarton. Das Bürogebäude wird mit Solarstrom betrieben.
So weit, so gut. Aber auch CUBE wurde in dem Zeit-Artikel über schlechte Arbeitsbedingungen in Kambodscha namentlich erwähnt. Auf unsere Nachfrage bestätigte das Unternehmen, dass einige Modelle im günstigen Preissegment bei SmartTech produziert werden und beruft sich auf das Audit der EU.
Wir finden es schade, dass sich CUBE hier nicht klar bekennt und offen kommuniziert, welche Bikes konkret in Kambodscha produziert werden, so bleibt leider ein bitterer Nachgeschmack, denn gegen ein CUBE Bike aus dem deutschen Werk ist absolut nichts einzuwenden.
Stevens
Stevens ist ebenfalls eigenständig und zählt zu den beliebtesten Marken in Deutschland. Produziert wird seit 1994 hauptsächlich in Deutschland und Europa (insgesamt 85 %).
2019 hat Stevens seinen wichtigsten Produktionsbetrieb Paulsen Bikemontage bei Osnabrück übernommen und führt diesen unter dem Namen Stevens Produktion GmbH weiter. Das ist jetzt erst mal keine Neuerung, die Fahrräder liefen schließlich schon immer hier vom Band. Vielmehr ist das als klares Bekenntnis zum Produktionsstandort Deutschland zu verstehen. Über 50 % der Stevens Bikes werden hier aktuell montiert.
Daneben gibt es einen Partnerbetrieb in Süd-Ost Europa und die Fahrradmodelle im günstigen Preissegment / Einsteiger-Bikes werden in Asien gefertigt. Stevens gibt an, den Betrieb regelmäßig zu besuchen und man achtet hier besonders auf die Arbeitsbedingungen und auf die Einhaltung von Umweltstandards.
Auf Nachfrage unsererseits hat Stevens bestätigt, dass sie in Kürze mehr Daten bzgl. CSR zu veröffentlichen. Wir freuen uns darauf!
Centurion / Merida
Die Baden-Württemberger Traditionsmarke Centurion hat den taiwanischen Hersteller Merida übernommen und ist damit ein Schwergewicht in der Branche geworden. Da ist es nicht überraschend, dass auch die Produktion in Taiwan sitzt. Die E-Bikes werden allerdings mittlerweile in Deutschland hergestellt.
An der Spitze von Merida sitzt seit Januar 2023 der Enkel des Firmengründers – Wir haben es also auch hier mit einem familiengeführten Unternehmen zu tun – Er leitet bereits Umweltschutzreformen ein, um Merida nachhaltiger zu machen. Das möchten wir an der Stelle honorieren, da wir das so von noch keinem Präsidenten gehört haben.
Kreidler / vsf Fahrradmanufaktur, Rabeneick, ebike Manufaktur
Die Cycle Union hat im Dezember 2022 genau wie die Mutter Prophete Insolvenz angemeldet. Mir blutet das Herz, schließlich habe ich hier vor vielen Jahren meine Ausbildung gemacht. Ein mehrmonatiger Produktionsstopp aufgrund einer Cyberattacke war wohl ein wesentlicher Grund für die Insolvenz.
Update: Mittlerweile konnte ein Investor gefunden werden. Die Marken Kreidler, vsf und Rabeneick werden jetzt in der New Cycle GmbH geführt.
Diese Fahrradhersteller haben dringendem Nachholbedarf:
Wenn man sich die Eigenauskunft und das Engagement anschaut, müssen wir leider sagen, dass einige Hersteller ganz schön aufholen müssen.
Cannondale
Die US-Marke hat den Fokus seit der Gründung 1971 auf Aluminium und Carbon gelegt, als Stahl noch der Marktstandard war. Hier macht den Amerikanern niemand etwas vor. 2010 wurde ein Großteil der Produktion nach Taichung (Taiwan) verlegt. 2021 wurde Cannondale und die Schwestermarke GT Bikes vom kanadischen Konzern Dorel an die niederländische PON Holding verkauft. Hier hat die Traditionsmarke auch neue Geschwister aus Deutschland bekommen. Zum Beispiel FOCUS und Kalkhoff. Verbindliche Informationen über Nachhaltigkeit findet man bei PON leider nicht, nur Allgemeinplätze und das Hervorheben, dass neben Automobilimporten auch Fahrräder als nachhaltiges Fortbewegungsmittel im Portfolio sind – Na ja.
Wenn Kalkhoff und Cannondale in derselben Holding sind, warum schieben wir also Cannondale in diese Kategorie und Kalkhoff steht oben? Weil Kalkhoff ein klares Bekenntnis zu Made in Germany gibt und Cannondale selbst gar keine Nachhaltigkeit-Vision hat und noch nicht mal verrät, wo genau der „nicht Großteil“ produziert wird. Da die 3 großen Fahrradfabriken in Kambodscha alle von taiwanesischen Unternehmen gegründet wurden, müssen wir davon ausgehen, dass auch Cannondale hier produzieren lässt.
→ Cannondale bei idealo vergleichen*
Specialized
Tja, in unserer ursspünglichen Bewertung fanden wir wenigstens ein vages Bekenntnis zur Nachhaltigkeit auf der Webseite.
Darin stand, dass Specialized versucht, einen kleinstmöglichen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Also Müllvermeidung, Recyclingfähigkeit, verantwortungsvoller Umgang mit Wasser, faire Bezahlung und Behandlung an den Produktionsstandorten. Die Inhalte der Seite /Sustainability sind mittlerweile gelöscht. Also auch für Specialized scheint Nachhaltigkeit eine untergeordnete Rolle zu spielen. Produziert wird ein Großteil der Fahrräder von SpeedTech in Kambodscha.
Das ist besonders irritierend, da Specialized Bikes bei vergleichbarer Ausstattung deutlich teurer als andere Marken sind. Bei günstigeren Modellen, die dann etwa auf dem Preisniveau von deutschen Marken sind, werden gerne mal echte Schrott-Teile verbaut. Kleine Anekdote: Mein Fahrradhändler hätte mir damals das Gravel-Einsteiger-Modell der Diverge Serie nur verkauft, wenn er andere Bremsen hätte montieren dürfen. Er weigerte sich strikt, mir die Serienausstattung anzubieten.
→ Specialized Modelle bei idealo vergleichen*
Trek
Der US-Hersteller streitet sich mit Giant regelmäßig um den Titel „größter Hersteller der Welt“. Mittlerweile gehört auch die DDR Traditionsmarke Diamant zum Unternehmen und wird wie alle anderen Trek-Fahrräder in Asien produziert (aktuell wird die Produktion von China nach Kambodscha verlegt). Trek unterstützt „World Bicycle Relief“ und versorgt Unternehmer, Gesundheitspersonal und Schüler in ländlichen Regionen Afrikas mit speziell an die Umgebung angepassten Fahrrädern.
→ Trek Bikes bei radonline.de*
Giant
Fast schon dreist gibt sich der weltgrößte Hersteller aus Taiwan bezüglich der Nachhaltigkeit. Vor ein paar Jahren war immerhin noch die Rede vom starken Engagement in der World Bicycle Relief. Heute finden wir auf der Webseite einen Zweizeiler:
Respect the Planet – Wir sind bestrebt, möglichst wenig Spuren zu hinterlassen und das Radfahren als verantwortungsvolle, nachhaltige Tätigkeit zu fördern.
WOW!
Über die Produktionsstandorte wissen wir lediglich, dass das börsennotierte Unternehmen in China, Taiwan und in den Niederlanden produziert. Die Transparenz finden wir fast schon erschreckend, schließlich laufen hier jährlich 6 Mio. Giant und Liv Bikes vom Band. Dazu kommen noch Fremdmarken, für die Giant ebenfalls produziert und auch als Zulieferer tätig ist.
→ Giant Bikes bei idealo vergleichen*
Bulls
Die Fahrradmarke ist noch recht jung, aber schon sehr bekannt. Das liegt daran, dass von der ZEG Zweirad Einkaufsgenossenschaft vertrieben wird – also auf einen sehr präsenten Partner im Fahrradhandel zurückgreifen kann.
Leider gibt der Hersteller gar keine näheren Informationen zum Thema Nachhaltigkeit. Wo Bulls produzieren lässt, ist unbekannt. Genau wie Cube, sind auch Bulls Fahrräder bei den Recherchen der Zeit in Kambodscha aufgetaucht.
Nachhaltige Fahrräder von „Underdogs“
Wer in den nächsten Fahrradladen geht, wird diese Marken hier nicht oder nur schwer finden. Dennoch möchten wir sie hier vorstellen.
Utopia Velo
Die charakteristischen Kreuzrahmen sind sicher gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie auch cool. Utopia Velo sitzt im Saarland, wo auch die gesamte Produktion stattfindet. Die Rahmen kommen nicht, wie bei vielen anderen, aus Taiwan, sondern werden in den Niederlanden produziert. Stahl benötigt zur Herstellung übrigens weniger Energie als Aluminium oder Carbon und ist damit neben Bambus ein nachhaltiges Material für Fahrräder. Während viele Fahrräder auf dem Markt nur ein maximales Gewicht von 100-120 kg zulassen, eignen sich die robusten Utopia Velo Modelle für große und schwere Personen bis 200 kg. Also keine Ausreden mehr! Die 5 Modelle gibt es in verschiedenen Ausfertigungen, unter anderem auch jeweils als Pedelec. Für alle, die ein günstiges gebrauchtes Fahrrad bevorzugen, hat Utopia Velo eine eigene Gebrauchtwagenbörse.
Kaufen kannst Du die Utopia Velo Modelle bei einem Vertragshändler oder online über auf utopia-velo.de
Patria
Fahrräder aus Stahl – Made in Germany. Der Nachteil an Stahl ist das Gewicht. Wer aber sein Fahrrad nur selten Treppen hoch- oder runtertragen muss, kann das getrost vernachlässigen. Während der Fahrt macht das Gewicht eines Alltagsfahrrades kaum einen Unterschied. Patria produziert seit mehr als 15 Jahren in Leopoldshöhe. Vom Rahmen bis zur Endfertigung alles aus einer Hand und damit mit kurzen Transportwegen. Sogar E-Bikes und Lastenfahrräder werden hier mittlerweile gebaut. Über den Konfigurator kannst Du Dir Dein Wunschrad zusammenstellen oder Du schaust bei einem Fachhändler vorbei.
Fazit
100% nachhaltige Fahrräder gibt es nicht. Das liegt vor allem an der langen Lieferkette und den vielen Bauteilen. Trotzdem ist das Fahrrad das nachhaltigste und umweltfreundlichste Fortbewegungsmittel. Und wer einmal auf 2 Rädern durch atemberaubende Wälder geheizt ist, das Adrenalin beim durchschlängeln auf wunderschönen Trails gefühlt hat, das Euphoriefestival nach einer fordernden Fahrt auf den nächsten Gipfel erlebt hat und dabei seine Lungen mit großartiger Luft geflutet hat, der weiß, dass Biken der geilste Sport von hier bis nach Feuerland ist.
Was kann ich, als Biker noch tun, um mehr Nachhaltigkeit in mein Hobby zu bringen?
- Kaufe ein hochwertiges Bike (Bikes vom Discounter oder aus dem Baumarkt sind Wegwerfartikel!)
- Kaufe nachhaltige Outdoor Mode und Ausrüstung (zum Beispiel hier)
- Verwende biologisch abbaubare Schmiermittel. Etwa das auf Wasser und Wachs basierende Squirt Chain Lube*. Das benutze ich selbst und bin restlos begeistert. Sehr ergiebig und schont meine Kette, ist unfassbar leise und meine Ritzel machen nach knapp 10.000 km noch nicht den Eindruck verschlissen zu sein (normal sind die nach 5000 km, ja durch)
- Pflege Dein Bike, damit es lange hält
- Versuche Dein altes Bike zu verkaufen und wirf es nicht einfach auf den Müll.
- Verhalte Dich im Wald wie ein Gast, nicht wie ein Wilder.
- Bringe gebrauchte Schläuche zu Deinem Fahrradhändler zurück. Schwalbe hat ein Recyclingprogramm – dabei ist es völlig egal, von welchem Hersteller Dein Schlauch ist. Hier kannst Du nach teilnehmenden Händlern in Deiner Stadt suchen.
Wir leben in einer Zeit, in der wir auf nichts verzichten müssen und trotzdem nachhaltig leben können. Das einzige, was wir tun müssen ist, den Blickwinkel zu ändern und unsere Prioritäten gerade rücken.
Pingback: Fahrrad Grün: Dein Guide für nachhaltige und stilvolle Fahrradmodelle
Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.