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Was ist CCS? Retten wir mit Carbon Capture Storage die Welt?

Es klingt wie der feuchte Traum von Konservativen und Neoliberalen: CO2 „einfangen“ und irgendwo einlagern. Carbon Capture Storage heißt das Ding. Gerne wird CCS als Paradebeispiel für Technologieoffenheit genannt. Unser Kanzlerpraktikant findet CCS sogar so toll, dass es das einzige Klimaschutz-Buzzword ist, das er in seiner ersten Regierungserklärung genannt hat. Aber was ist CCS eigentlich? Wir schauen uns die Technik an, gehen auf Chancen und Risiken ein und geben einen Einblick, wann das überhaupt nutzbar ist.

Was ist CCS?

CCS steht für Carbon Capture and Storage. Damit sollen CO₂-Emissionen aus Industrieanlagen und Kraftwerken abgefangen und dauerhaft gespeichert werden. Entweder dauerhaft unter der Erde oder in Form von Produkten, wie zum Beispiel Zement – Das nennt man dann abgewandelt CCU (Usage)

  1. Abscheidung: CO₂ wird aus Abgasen gefiltert – entweder vor der Verbrennung (Pre-Combustion), währenddessen (Oxyfuel) oder danach (Post-Combustion).

  2. Transport: Das CO₂ wird meist per Pipeline oder Schiff zu einem Speicherort gebracht.

  3. Speicherung: Das CO₂ wird in geologischen Formationen tief unter der Erde eingelagert – idealerweise dauerhaft.

Ziel: Die Emissionen großer Industrieanlagen wie Zement- oder Stahlwerke zu verringern, wo der Umstieg auf erneuerbare Energien schwer ist.
Kritikpunkte: Hohe Kosten, Unsicherheit bei Langzeitspeicherung, Risiko von Leckagen, möglicher Anreiz, fossile Brennstoffe weiterzunutzen.
Besser: Konsequenter Ausbau erneuerbarer Energien und Abkehr von fossilen Brennstoffen

Infografik CCS
Die Infografik CCS zeigt bereits DIE große Herausforderung: Der Anteil des gespeicherten CO2 ist sehr gering

 

Wie viel CO₂ wird bei CCS gespeichert?

Schauen wir uns zunächst den technischen Prozess an. Hier ist CCS relativ effizient und kann zwischen 90 und 95 % „einfangen“ – aber der Abscheidungsprozess benötigt 30 % mehr Energie.

ProzessschrittTypische VerlusteBemerkung
Abscheidung5–10 %Je nach Technologie
Transport<1 %Bei Pipelines sehr gering
Speicherung<1 %Langfristig stabil bei geeigneten Standorten

Und wie groß ist das Potenzial?

Bis 2050 könnten ca. 7,6 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr durch CCS gespeichert werden. Das sind 15 % der notwendigen Emissionsreduktion (Quelle Internationale Energieagentur IEA). In Deutschland geht man von einer Speicherkapazität in der Nordsee von 1 bis 5 Milliarden Tonnen CO₂ aus (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) Realistisch möglich ist deutlich weniger (geologische und politische Einschränkungen)

Wie viel kostet CCS?

Die IEA rechnet für CCS im Durchschnitt mit ca. 100 € pro Tonne CO₂ als langfristig realistischer Zielwert.

Um das oben genannte 15 % Ziel zu erreichen sind also 760 Milliarden Euro notwendig (7,6 Milliarden Tonnen CO₂ pro Jahr × 100 €)
Bis zum Jahr 2025 macht das dann knapp 20 Billionen Euro!

Wie viele CCS Anlagen gibt es derzeit?

Weltweit gibt es etwa 44 bis 79 kommerzielle CSS-Anlagen. Diese Anlagen erfassen zusammen rund 50 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr, was weniger als 0,15 % der globalen Emissionen entspricht. 

Du siehst schon: von den 15 % sind wir noch sehr weit entfernt und selbst dann sind es eben am Ende immer noch NUR 15 % der notwendigen CO2 Einsparung.

Was ist CCU? (Carbon Capture Usage)

Die Idee dahinter ist, dass man CO2 als Ressource betrachtet und in Produkten bindet. Hier gibt es zwei Kategorien: Jene, die CO2 dauerhaft binden und auf der anderen Seite Produkte, die CO2 irgendwann wieder frei geben.

Vorübergehende CO2 Speicherung

🧪 Kunststoffe und Chemikalien

  • CO₂ als Rohstoff für Polyurethane (z. B. in Matratzen, Polstermöbeln, Isoliermaterialien).

  • Beispiel: Covestro (Deutschland) nutzt CO₂ zur Herstellung von Schaumstoffen – ersetzt dabei fossile Rohstoffe teilweise durch CO₂.

🧴 Kosmetik & Haushaltsprodukte

  • Zahnpasta, Reinigungsmittel, Seifen: CO₂-basierte Tenside aus erneuerbaren Quellen.

  • Beispiel: LanzaTech + Unilever: Herstellung von Inhaltsstoffen aus „recyceltem Kohlenstoff“.

🥤 Getränkeindustrie

  • CO₂ für die Karbonisierung von Bier, Cola etc.

  • Oft schon seit Jahrzehnten genutzt, z. B. aus Bioethanol- oder Biogasanlagen.

🚗 Kraftstoffe (E-Fuels)

  • CO₂ + Wasserstoff → synthetische Kraftstoffe wie Methanol, Kerosin, Diesel.

  • Beispiel: „Haru Oni“-Projekt in Chile (mit Porsche & Siemens): produziert E-Fuel aus Windstrom und CO₂.

Dauerhafte CO2 Speicherung

Produkt/AnwendungCO₂ dauerhaft gebunden?Erläuterung
Beton mit CO₂-Mineralisierung✅ JaCO₂ wird chemisch im Beton fixiert (z. B. durch CarbonCure).
Karbonisierte Baustoffe/Ziegel✅ JaCO₂ reagiert mit Mineralien → feste Karbonate.
Carbonfasern aus CO₂✅ Ja (theoretisch langfristig)CO₂ wird als Kohlenstoff in leichten Verbundwerkstoffen eingebaut.
Kunststoffe aus CO₂🔶 TeilweiseLanglebig, aber potenziell am Lebensende CO₂-freisetzend (z. B. bei Verbrennung).
Mineraldünger aus CO₂✅ Ja (in bestimmten Prozessen)Bei bestimmten Verfahren wie Carbonatdünger bleibt CO₂ gebunden.
Bauplatten/Gipsersatz auf CO₂-Basis✅ JaCO₂ wird in festen Materialien gebunden.
Biokohle („Biochar“) zur Bodenverbesserung✅ JaCO₂ aus Biomasse wird als stabile Kohlenstoffstruktur im Boden gespeichert.
Carbonisierte Asche oder Schlacken✅ JaCO₂ wird in Abfallstoffen mineralisiert.

Was sind die Kritikpunkte an CCS ?

1. Hohe Kosten und Energieverbrauch

  • CCS/CCU ist teuer: oft über 100 € pro Tonne CO₂.

  • Die Abscheidung und Verpressung von CO₂ benötigt bis zu 30 % mehr Energie (→ Effizienzverlust).

  • Bei CCU-Produkten kommt oft noch zusätzlicher Energieeinsatz für Verarbeitung oder Synthese hinzu.

2. „Feigenblatt“ für fossile Energien

  • Kritiker warnen: CCS/CCU wird oft als Alibi genutzt, um weiterhin fossile Brennstoffe zu verwenden.

  • Gefahr: Verzögerung echter Klimaschutzmaßnahmen, z. B. Umstieg auf erneuerbare Energien.

3. Speicherunsicherheit bei CCS

  • Auch wenn geologische Speicher als sicher gelten: Langfristige Leckage-Risiken bestehen (z. B. durch undichte Bohrlöcher).

  • Monitoring und Haftung über Jahrzehnte oder Jahrhunderte sind noch ungelöst (wer trägt das Risiko?).

4. Begrenzte CO₂-Mengen bei CCU

  • Die meisten CCU-Produkte binden nur kleine Mengen CO₂ – oft kurzfristig (z. B. Getränke, Chemikalien).

  • Viele Anwendungen setzen das CO₂ später wieder frei, z. B. beim Verbrennen von E-Fuels.

5. Skalierungsprobleme

  • Der aktuelle Ausbau reicht bei Weitem nicht aus: Nur ~50 Mio. Tonnen CO₂/Jahr werden derzeit gespeichert – nötig wären 7.600 Mio. Tonnen (für 15 %-Ziel bis 2050).

  • Der Aufbau der nötigen Infrastruktur (Pipelines, Speicher, Energie) ist zeit- und kostenintensiv.

6. Akzeptanz und rechtliche Hürden

  • In vielen Ländern (z. B. Deutschland) gibt es rechtliche Einschränkungen für CO₂-Endlager.

  • Bevölkerung lehnt oft unterirdische Speicher ab („nicht in meinem Garten“).

Greenpeace hat sich mit CCS noch tiefer beschäftigt und hält die Technologie für eine Scheinlösung.

CCS – Unser Fazit:

Wir wollen CCS nicht verteufeln, halten es aber auch bei Weitem nicht für den Heilsbringer, den viele in ihr sehen. Bestenfalls ist CCS für schwer vermeidbare Emissionen geeignet. Etwa wie E-Fuels auch nur für die Bereiche sinnvoll ist, in denen E-Mobilität nicht umsetzbar ist. Es ist teuer, ineffizient und nimmt Druck aus der Klimaschutzdiskussion – Denn die Vermeidung von CO₂ ist immer noch die effizienteste Methode! Bei CCS ist auch nicht sicher, ob uns das Ding irgendwann wieder auf die Füße fällt (siehe Atommüll)

Sollte man komplett darauf verzichten? Nein. Es ist davon auszugehen, dass die Technik günstiger und effizienter wird und vielleicht eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Klimaschutzmaßnahmen darstellt.

 

Diesen Artikel haben wir mit Hilfe von KI recherchiert und erstellt. Alle Inhalte wurden geprüft und durch unsere Redaktion ergänzt.

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