Vielleicht hast Du schon mal Cotton Made in Africa gehört, vielleicht ist Dir sogar aufgefallen, dass Du zum Beispiel bei Otto.de diese Baumwolle als Filterkriterium für nachhaltige Produkte unter dem Label „Good Product“ einstellen kannst. Was steckt eigentlich dahinter und wie nachhaltig ist Cotton Made in Africa? Wir haben genauer hingeschaut, mit der Aid by Trade Foundation gesprochen und klären auf. Außerdem beschreiben wir Unterschiede zum Branchenliebling BCI (Better Cotton Initiative)
Wie nachhaltig ist Cotton Made in Africa?
Den lautesten Verdacht möchten wir direkt zu Beginn ausräumen: Cotton Made in Africa ist kein Greenwashing (zur CmiA Webseite) drinsteckt, was draufsteht. Aber es geht hier in erster Linie um die Baumwolle, deren Anbau und die Ernte. Das ist zwar fair und unterliegt auch strengen Kriterien, für die gesamte Wertschöpfungskette muss das aber nicht zwingend auch gelten. Warum wir Cotton Made in Afrika trotzdem für den richtigen Weg halten, wollen wir genauer erklären.
Was ist Cotton Made in Africa
Die Idee ist simpel: Fairen Handel mit afrikanischen Baumwollbauern betreiben (1 Mio. sind das aktuell). Also vom Anbau bis zur Ernte. Dafür gibt es strenge Kriterien, die etwa Kinderarbeit und den Einsatz bestimmter Pestizide verbieten und Einsparungen beim Wasserverbrauch fördern (2100 Liter pro Kilo). Trotzdem ist die Baumwolle nicht Bio. Nachhaltig und BIO findest Du in unserer Fair Fashion Bestenliste.
Interessant ist vor allem, dass Cotton Made in Afrika Baumwolle für den Massenmarkt ist. Durch größere Mengen sinkt der Preis und macht das Produkt für den Otto-Normalverbraucher attraktiv – Eine gute Entwicklung. Natürlich ist Bio-Baumwolle besser, aber es gibt aber nun mal Menschen, die sich das einfach nicht leisten können, aber trotzdem faire Kleidung kaufen wollen. Hier setzt Cotton Made in Africa genau an der richtigen Stelle an.
Ins Leben gerufen wurde die Initiative Dr. Michael Otto (ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Otto Group). Die Aid by Trade Foundation agiert aber eigenständig. So führen zum Beispiel mittlerweile auch Unternehmen wie Bonprix, Otto, Tchibo, die Rewe Group, Asos, Bestseller und viele mehr unterstützen Cotton Made in Africa.
Die Kriterien
Damit Baumwollbauern an der Initiative teilnehmen können, müssen sie einige Kriterien erfüllen, die auch streng kontrolliert werden.
- Es werden nur Kleinbauern zugelassen (maximale Feldgröße: 3 Hektar)
- Künstliche Bewässerung ist verboten, ebenso wie die Abholzung von Primärwald zugunsten von Baumwollfeldern
- Keine Sklaverei
- Kinderarbeit ist strengstens verboten
- Versammlungsfreiheit der Arbeiter muss gewährleistet sein
- Einsatz bestimmter Pestizide ist untersagt
- Männer und Frauen müssen gleich bezahlt werden
- Diskriminierung am Arbeitsplatz muss unterbunden werden
Weiterhin gelten Vorgaben, um sich kontinuierlich zu verbessern. Dazu gehört etwa der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, Schulungen zum möglichst sparsamen Einsatz von Pestiziden. So werden 2100 Liter Wasser pro Kilo eingespart und 40 % der Treibhausgase im Vergleich zu konventioneller Baumwolle.
2 Standards für nachhaltige Baumwolle
Es gibt hier zwei unterschiedliche CmiA Standards. In beiden Fällen wird der Anbau und die Entkörnung zertifiziert. Eine weitere Kontrolle der Wertschöpfungskette findet nicht statt. Aber Spinnereien und Händler müssen einen Code of Conduct unterzeichnen.
CmiA Massenbilanzkontrolle
Das funktioniert quasi wie der Mengenausgleich bei Fair Trade. Das bedeutet, dass nach der Ernte und der Entkörnug CmiA Baumwolle mit konventioneller Baumwolle in einem „Topf“ landet und weiter verarbeitet wird. Für die Baumwollbauern macht das am Ende keinen Unterschied – sie profitieren von Schulungen und Projekten, um ihre Lebensbedingungen aus eigener Kraft zu verbessern. Das ist ein einfaches und günstiges Modell, um fairen Handel zu ermöglichen.
CmiA Hard Identity Perserved (HIP)
Hierbei handelt es sich um 100 % CmiA Baumwolle. Sie wird getrennt von konventionell angebauter Baumwolle weiter verarbeitet. Aber auch hier geht es ausschließlich um den Baumwollanbau auf dem Feld und nicht um die gesamte Wertschöpfungskette.
Es gibt auch ein grünes „CmiA Organic“ Siegel, das wird aber aktuell noch nicht sehr stark von den Anbietern nachgefragt.
Diese Modemarken unterstützen Cotton Made in Africa
Wir haben uns die Kollektionen etwas genauer angeschaut und geben Euch hier eine grobe Richtung, wie wichtig diesen Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit wirklich ist
Bonprix / Otto
Natürlich unterstützen alle Marken der Otto Group Cotton Made in Africa (Baur Versand, Bonprix, About You, Limango, Manufactum und Schwab)
In den Onlineshops gibt es aber daneben auch Marken, die gar nichts mit CmiA zu tun haben. 93 % der bei Bonprix verarbeiteten Baumwolle ist CmiA zertifiziert. Über Filter kann man sich aber nur bei Bonprix und Otto nachhaltige Produkte anzeigen lassen. Dabei bemüht man sich auch um Transparenz in der Lieferkette, so listet Bonprix eine vollständige Liste aller Zulieferer auf. Das ist lobenswert, wird aber leider nicht von einer unabhängigen Stelle kontrolliert.
Engelbert Strauß
Der Spezialist für Arbeitskleidung verbindet Cotton Made in Africa mit der Kontrolle durch die Fair Wear Foundation und dem Bluesign Siegel. Ferner kommen auch Recyclingmaterialien und Bio-Baumwolle zum Einsatz.
S.Oliver
Es gibt eine eigene Kollektion aus Cotton Made in Africa. S.Oliver hat generell in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit hingelegt und ist sogar der Fair Wear Foundation beigetreten. In unserem FutureCheck kommt das Rottendorfer Unternehmen aktuell auf einen FutureScore von 43% – Tendenz steigend.
Ist Cotton Made in Africa besser als Better Cotton Initiative?
Unternehmen wie zum Beispiel IKEA, Puma, H&M, Hugo Boss, Adidas, Esprit und viele andere Schwergewichte der Modebranche beziehen ihre „nachhaltige“ Baumwolle über die Better Cotton Initiative. 12 % der weltweiten Ernte ist BCI zertifiziert. Im Prinzip verfolgt BCI einen ähnlichen Ansatz wie CmiA, auch hier setzt man auf Mengenausgleich. Die ZDF Doku Schmutzige Baumwolle beschäftigt sich eingehend mit der Better Cotton Initiative. So wurde hier zum Beispiel Kinderarbeit auf Ebene der Spinnereien von BCI lizenzierter Baumwolle aufgedeckt.
Während bei BCI nur der Baumwollanbau zertifiziert wird, geht CmiA einen Schritt weiter bis zur Entkörnung. Danach bestehen nur Partnerverträge. Spinnereien und Händler müssen einen Code of Conduct unterzeichnen.
Siegelklarheit.de bewertet aktuell BCI neu, so dass dort keine Einordnung stattfindet. CmiA hingegen wird dort als positiv bewertet. Besonders hervorzuheben ist, dass die Herkunft der Kleidungsstücke mit CmiA Baumwolle gut und transparent zurückverfolgt werden konnte, was bei BCI Baumwolle nicht möglich war.
Im Juni hat Stiftung Warentest die Nachhaltigkeitssiegel verglichen und auch hier gewinnt Cotton Made in Africa gegen BCI. Auch getestet wurde zum Beispiel #wearthechange von C&A und die Concious Linie von H&M. Die Better Cotton Initiative schneidet in diesem Test am schlechtesten ab.
Unser Fazit
Cotton Made in Africa ist eine gute Sache für die Menschen und auch für die Umwelt.
Vergleichbar ist das Modell der Massenbilanzierung mit dem Strom-Mix, hier beeinflusst Du mit einem Wechsel zu einem Ökostromanbieter nur den gesamten Strom-Mix, bekommst aber trotzdem Kohle, Atom und Ökostrom geliefert.
Leider ist für den Verbraucher nicht erkennbar, ob die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig ist oder „nur“ die Baumwolle. Das wiederum lässt Spielraum für Unternehmen, um das im Grunde gute CmiA Siegel für Greenwashing zu nutzen. Der Verbraucher sieht das Siegel und kauft im Glauben daran, ein nachhaltiges Produkt zu bekommen. Tatsächlich handelt es sich im schlimmsten Fall um ein Shirt aus fairer Baumwolle, das in irgendeiner Billigfabrik von Kindern zusammengenäht wurde.
Es ist wirklich zu begrüßen, dass das Thema fairer Handel langsam im Massenmarkt ankommt. Es gibt aktuell zwar viele Modemarken, die CmiA Baumwolle beziehen, davon gestalten leider nur vereinzelte Anbieter eine vollständig nachhaltige Wertschöpfungskette. Am Ende ist es zwar immer noch besser ein „zur Hälfte“ nachhaltiges Kleidungsstück zu kaufen als gar nichts und deshalb können wir Cotton Made in Africa bedingt empfehlen. Ein genauer Blick auf die Marken ist dennoch wichtig.
Besser als Produkte mit dem BCI Siegel, deutlich besser als konventionelle Baumwolle, aber schlechter als beispielsweise GOTS.
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